taz.de -- Die Wahrheit: Brücke zum Käse

Die neuen Schnürsenkel für die EURO 2016 sind da! Die Fußballnationalmannschaft hat jetzt das hippe Accessoire für jeden Fan vorgestellt.
Bild: Cro und Lukas Podolski bei der Senkelshow in Berlin

Lukas Podolski, zwei weitere Nationalspieler mit schwer aussprechbaren Namen (Andrea Kourányi? Kevin Großkotz? Mesut Ötzi?) und der Rapper Cro haben jüngst in Berlin den neuen Spiel-Schnürsenkel der deutschen Fußballnationalmannschaft für die Europameisterschaft 2016 vorgestellt. Die Nationalspieler enthüllten vor über 700 Journalisten gemeinsam mit dem unter Artenschutz stehenden Singbären feierlich den neuen Heimsenkel des Weltmeisters.

Das für den linken Schuh vorgesehene Modell wurde auf den Namen „Beinschuss“ getauft, das für den rechten „Pierre-Laura Abrakadabra-Wontorra“. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff erläuterte gewohnt eloquent, was dahintersteckt: „Mit diesen Namen verbinden wir Tradition und Gegenwart. Auch ein Schnürsenkel kann eine Brücke sein! Er spannt den Bogen von Fritz Walter, Uwe Seeler und Oliver Bierhoff zu, ach, was weiß ich denn, wie die alle heißen?“

Die Mannschaft wird bei dem Turnier mit einem klassischen Flachsenkel auf die Jagd nach dem vierten EM-Titel gehen. Ein weißer Hauptfaden kombiniert mit handcolorierten Elementen in Niersbach-Grau – ein zeitloses Outfit, das Fans aller Generationen mit der Nationalmannschaft verbinden. Die Vorderseite schmückt der „Erfolgscode“ des DFB-Teams: eine Balkengrafik, die alle Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften repräsentiert.

Metallkappen aus Senkelblech

Auf den mit einer Metallkappe aus Senkelblech versehenen Enden, auch „Stifte“ genannt, sind die Jahreszahlen der Weltmeistertitel (1954, 1974, 1990, 2014, 2018, 2022) und EM-Triumphe (1972, 1980, 1996) eingearbeitet, dazu die Namen aller als Schmuckdesignerinnen geendeten Spielerfrauen seit 1756 sowie sämtliche Strophen der deutschen Nationalhymne, natürlich außer der ersten und zweiten sowie der vierten, achten und dreihundertneunundzwanzigsten, aber die gibt es ja auch gar nicht.

Zum ersten Mal sind bei den Schnürbändern die für adidas typischen drei Pumas nicht auf der einen, sondern auf der anderen Seite angebracht. Schwarz-rot-goldene Details zieren den Saum.

Die ersten Reaktionen fielen positiv aus. Sie gingen von „Boah, voll lecker!“ bis zu „optisch und haptisch wertige Erscheinung, mit dezenten Anklängen von Wurzelholz und Spulwurm“. Horst Fetzer von der HTW Berlin, Professor für Modedesign, Fachbereich Gestaltung und Kultur, fand, die neuen Schnürbänder „frech und sehr jung“. Es sei gut, so der Fachmann für Kollektionskonzeption, Sportswear und Menswear, wenn heutzutage Kleidungsstücke und Accessoires Eigenschaften übernähmen, die früher die Spieler auszeichneten. Die Vermenschlichung von eigentlich leblosen Dingen sei eine Reaktion auf die Verdinglichung von eigentlich lebenden Menschen. „Wenn man von einem Mario Gomez hofft, dass er Tore schießt, dann kann man das genauso gut von einem Schnürsenkel hoffen!“

Erstmals war auch ein Duftdesigner an der Entwicklung beteiligt. „Es ging uns darum, diesen typischen Kabinengeruch einzufangen, diese testosteronhaltige Mischung aus männlichem Jungleopard und Käsehäppchen“, so Sascha Weinzierl, Geschäftsführer des Instituts für olfaktorische Kriegsführung, das auch für Audi, Chanel und verschiedene Demeter-Panzermanufakturen im Allgäu tätig ist. Der erste Eindruck bestätigt, dass hier gute Arbeit geleistet wurde. Bereits nach wenigen Minuten in dem engen und sparsam belüfteten Raum fielen die ersten Journalistinnen in Ohnmacht.

„Fußball ist und bleibt ein Arbeitersport, hart, ehrlich, rau!“, meinte Manuel Neuer, während er sich von seiner persönlichen Stylistin das Make-up auffrischen ließ. „Das widerspiegelt der neue Schnürsenkel in beispielhafter Weise! Mit exakt zwei Enden ist er auch nicht überdimensioniert, sondern genau so, wie wir Torhüter es gern haben!“ Sein Mitspieler Mats Hummels ergänzte: „Bei nur zwei Enden kommt auch keiner von uns mit dem Zählen durcheinander, allenfalls mit rechts und links!“, woraufhin in Toni Kroos’ Augen zwei große Fragezeichen aufscheinen.

Senkel auch als Frauen-Variante

Der DFB-Senkel, der sowohl in eleganter Parallelschnürung als auch in Kreuzschnürung getragen werden kann, kommt in drei Längen auf den Markt: lang, nicht ganz so lang und ziemlich kurz. Zurückgetretene DFB-Funktionäre werden sich durch einfaches Aneinanderbinden Dutzender Schnürsenkel eine handwerklich einfach zu erstellende Fluchthilfe fertigen können, um sich selbst aus Hochsicherheitstrakten in die verdiente Freiheit abzuseilen. Und natürlich wird es im Bereich des Merchandisings die Schnürhilfe auch für Frauen geben, als „Senkelin“ in einer Variante als schmaler, femininer Schnitt oder als Klettverschluss.

In der kommenden Woche stellt der DFB dann den neuen Auswärtssenkel der Öffentlichkeit vor. Ein Termin, den kein Fußballfan verpassen sollte!

13 Nov 2015

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Niemann

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