taz.de -- Brand in Flüchtlingsunterkunft in Saalfeld: Kein fremdenfeindlicher Anschlag

Die Polizei fand im Zimmer des toten Flüchtlings Brandbeschleuniger und Streichhölzer. Sie geht davon aus, dass der Mann sich selbst verbrannt hat.
Bild: Die Tür der Wohnung, in der es brannte, soll von innen verschlossen gewesen sein

Saalfeld dpa | Nach dem Tod eines Heimbewohners aus Eritrea in einer thüringischen Asylbewerberunterkunft schließt die Polizei einen fremdenfeindlichen Brandanschlag auf das Gebäude aus. Die Ermittler gehen vielmehr davon aus, dass der 29-Jährige das Feuer in Saalfeld selbst gelegt und sich so das Leben genommen hat. „Es gibt keine Spuren einer äußeren Gewalteinwirkung am Leichnam“, teilte Polizeisprecherin Heidi Sonnenschmidt am Dienstag nach einer ersten rechtsmedizinischen Untersuchung mit.

Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Mann an einer Rauchvergiftung gestorben, hieß es weiter. Das Zimmer sei beim Ausbruch des Feuers verriegelt gewesen. Nach Angaben der Landesregierung soll sich der Mann mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen haben. Außerdem seien Streichhölzer gefunden worden.

Der Brand war [1][am späten Montagnachmittag ausgebrochen] und betraf nur die Wohnung des Mannes. Bei den Löscharbeiten am Abend wurde in einem Zimmer in der ersten Etage seine Leiche gefunden. Die übrigen der rund 120 Heimbewohner konnten sich in Sicherheit bringen und blieben unverletzt. Sie kehrten noch am Montagabend in ihre Wohnungen zurück.

In dem Gebäude hatte es bereits im März gebrannt. Damals wurden 13 Asylbewerber verletzt. Danach ermittelte die Polizei einen Bewohner als mutmaßlichen Brandstifter, von dem bislang aber jede Spur fehlt.

Auch am Wochenende brannte es in Thüringen in zwei Unterkünften für Flüchtlinge. Bei einem Feuer in einer Turnhalle in Friemar (Kreis Gotha) gehen die Ermittler dem Verdacht der Brandstiftung nach. Unklar war der Hintergrund eines Feuers in Bischhagen im Eichsfeld. In der dortigen Unterkunft sollten die Flüchtlinge erst einziehen.

6 Oct 2015

LINKS

[1] /Brand-in-Fluechtlingsunterkunft/!5238693

TAGS

Flüchtlinge
Schwerpunkt Thüringen
Schwerpunkt Flucht
Brand
Unterbringung von Geflüchteten
Feuer
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Schwerpunkt Flucht

ARTIKEL ZUM THEMA

Protest gegen Pegida geplant: Dresden muss sich entscheiden

Pegida wird wieder größer. Kurz vor dem ersten Jahrestag der fremdenfeindlichen Bewegung formiert sich in Dresden neuer Widerstand.

Kommentar Flüchtlingspolitik: Graf Zahl und die Angstmacher

Politik und Medien schüren mit Flüchtlingszahlen Angst. Sie sind überfordert. Nicht von Flüchtlingen, sondern von der Aufgabe, radikal umzudenken.

Recht auf Asyl: Willkürliche Ungleichbehandlung

Um seiner Abschiebung zu entgehen, flüchtete ein Eritreer ins Kirchenasyl. Sein Anwalt sagt: Er müsste bleiben dürfen wie derzeit ein Syrer.

„Angekommen – Flüchtlinge erzählen“: Die meisten wissen nichts über Syrien

Ich kam mit dem Flugzeug von Syrien nach Deutschland, nicht illegal über das Meer. Bin ich Auswanderer oder Flüchtling? Was wisst ihr über mich?

Großdemo für Asylsuchende in Wien: Stimmen für Geflüchtete

Österreichs Hauptstadt setzt ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit – mit einer Demonstration und einem Benefizkonzert.