taz.de -- Vor dem Bundesligastart: Fußball ist prognostizierbar
Wie lang müssen Keeper sein, wie alt Trainer – und wie dürfen Stadien heißen? Die wichtigsten Faktoren, die sportlichen Erfolg ausmachen.
Dass es um Grundsätzliches geht, wenn heute Abend die Bundesligasaison 2015/2016 beginnt, zeigen schon die Gegner der Auftaktpartie: Der Klub, der in der vergangenen Saison die mit Abstand meisten Punkte hatte, tritt gegen den mit den meisten Liga-Pflichtspielen an. Die Qualität des Titelverteidigers also gegen die Quantität des Relegationsmeisters der Herzen. Grund genug, die berühmten Quäntchen, die letztlich entscheiden, zu analysieren.
Meisterschaften: Vizemeister Wolfsburg war einmal Deutscher Meister, Bayern 25-mal. Und die VfL-Bilanz ist noch ziemlich gut. Ein Drittel der Ligamitglieder war nämlich noch nie und nirgends nationaler Meister: Leverkusen (das aber dafür schon mal im Champions-League-Finale stand), Augsburg, Hoffenheim, Ingolstadt, Darmstadt und Mainz (das aber schon Deutscher Amateurmeister war).
Länderspielerfahrung: Kein einziger Bundesligist geht ohne einen aktuellen Nationalspieler in die Saison. Nur: Die Erfahrung ist sehr unterschiedlich verteilt. Laut Kicker-Sonderheft hat der SV Darmstadt nur einen Spieler, der immerhin zwei Länderspiele hat. Mit der Ende Juli erfolgten Verpflichtung des Costa-Ricaners Junior Diaz kommt jedoch sogar WM-Erfahrung zum Aufsteiger. An FC Bayern mit 851 Länderspielen (noch ohne Arturo Vidal) kommt Darmstadt jedoch kaum heran. Das jedoch gilt auch für den VfL Wolfsburg (381), Schalke 04 (391) und Borussia Dortmund (immerhin 593).
Spielstätten: Das Fachorgan stadionwelt.de hat sich die Dinger, die ja neuerdings Arenen heißen, angeschaut. Ingolstadt modernisiert seine Flutlichtanlage, Dortmund sorgt „für eine kleine Sensation“ (stadionwelt), indem es einen zweiten Stehplatzblock gebaut hat, und in Hannover gibt es wieder Mehrwegbecher.
Stadionnamen: Immerhin (oder nur?) 3 der 18 Stadien haben keinen nach einem Sponsor benannten Namen: das Berliner Olympiastadion, das Bremer Weserstadion, und in Hamburg hat der Sponsor Klaus-Michael Kühne die Namensrechte erworben, um die Hütte wieder Volksparkstadion nennen zu dürfen. Auch Tradition ist kapitalisierbar, im Fußball allemal.
Spannung: Die TU München hat den Einfluss von Investorengeldern auf die sportliche Konkurrenzsituation erforscht. International wie national zeigt sich, dass der Einstieg von Großinvestoren den Wettbewerb „signifikant verringert“, sprich: Nur wenige machen die Meisterschaft unter sich aus. Allein in der Bundesliga ist der Punkteanteil der fünf besten Teams auf 41 Prozent gestiegen. „Das ist der Spitzenwert im Vergleich mit den anderen Ligen“, so die Forscher. Kann man Erfolg kaufen? Ja. „Wenn ein Klub seine Investorengelder um 100 Millionen Euro steigert, bringt das runde sieben Punkte mehr in der Saison“, sagt Christoph Kaserer, Ökonomen an der TU München.
Torhüter: Einen Zweimetermann hat kein einziger deutscher Klub zwischen den Pfosten stehen. Deutschlands bester Torwart, Manuel Neuer von Bayern München, steht mit seinen 1,93 Metern im guten Keeper-Durchschnitt da. Kleinster Ligatorwart ist Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach: 1,83 Meter. Die Durchschnittsgröße des deutschen Mannes beträgt 180,2 Zentimeter.
Marktwert: Als teuerster deutscher Spieler geht Thomas Müller nach vorn: 55 Millionen Euro soll der Stürmer wert sein, gefolgt von Vereinskollege Robert Lewandowski (50 Millionen). Insgesamt 60 Profis werden von Experten wie transfermarkt.de im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich geschätzt.
Nord-Ost-Süd-West: Viel Bewegung in der Bundesländerverteilung kann man nicht gerade vermelden, schaut man sich die Bundesligaklubs an: Fünf kommen aus Nordrhein-Westfalen, drei aus Bayern, zwei aus Niedersachsen, aus Hessen und aus Baden-Württemberg. Gar nicht vertreten sind die Regionen, die man seit 25 Jahren neue Bundesländer nennt, nicht erstligareif sind weiterhin Schleswig-Holstein und das Saarland, und alte Länder wie Rheinland-Pfalz sollen froh sein, dass sie wenigstens einfach vertreten sind.
Traineralter: Man hat es geahnt: Bundesligatrainer sind von Alter und Physis her belastbare Zeitgenossen, es domininiert das Vierzigeralter. Jüngster Cheftrainer ist Pal Dardai (Hertha BSC) mit 39 Jahren. Der mit Abstand älteste Trainer mit 57 Jahren ist Lucien Favre (Borussia Mönchengladbach. Aber vielleicht kommen in der Saison ja noch Otto Rehhagel (77) oder Kalli Feldkamp (81) zurück.
14 Aug 2015
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