taz.de -- Inflation in Venezuela: Preise steigen um über 100 Prozent

Der größte Geldschein ist 100 Bolivar wert – das sind derzeit weniger als 20 US-Cent. Und ein Ende der Inflation in Venezuela ist nicht abzusehen.
Bild: Caracas, 6. Juli. Da geht‘s lang. Nicolás Maduro lässt sich die Krise nicht anmerken.

Caracas rtr | Die Inflation in Venezuela hat den höchsten Stand seit mehr als 60 Jahren erreicht. In den zwölf Monaten bis Ende Mai stiegen die Preise um 108 Prozent, wie aus einer in der Nacht zu Donnerstag veröffentlichten Schätzung privater Ökonomen hervorgeht, die damit fehlende staatliche Daten kompensieren wollen.

Damit lag die Jahresteuerung noch über dem letzten Höhepunkt von 1996, als sie mit 103 Prozent ein ähnlich hohes Niveau erreicht hatte. Bis zum Jahresende rechnen Ökonomen mit einem Plus bei den Verbraucherpreisen zwischen 150 und 200 Prozent.

Bereits jetzt können sich Venezolaner mit einem Geldschein angesichts der hohen Preise nicht mal mehr einen Schokoriegel kaufen. Laut Banken leeren sich die Geldautomaten zweimal so schnell wie noch vor einem Jahr.

Sie haben bereits die Notenbank dazu aufgefordert, Geldscheine mit höheren Wertangaben zu drucken. Auf dem Schwarzmarkt wird der größte Schein, der 100-Bolivar-Schein, derzeit mit weniger als 20 US-Cent gehandelt.

Venezuela leidet unter dem Ölpreisverfall, der die staatlichen Einnahmen schmälert, sowie hohen Zahlungsverpflichtungen.

9 Jul 2015

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