taz.de -- Die Wahrheit: Bei akuter Schwerness

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Die Leserschaft darf sich an einem Poem über sommerliche Melancholie erfreuen.

Als Mittel gegen zu viel Schwere

gilt allgemein: geistige Leere.

Des Weiteren, das weiß man wohl,

hilft prima Schnaps und Alkohol.

Auch Sonnenbrand und Sandburgbauen

ist antischwer viel zuzutrauen;

sowie dem Fußball, der Musik,

dem Sex, der Außenpolitik.

Und nicht zuletzt verschaffen Luft

das Wurstbrot und der Kaffeeduft.

Doch rat ich dir: Lass deine Finger

bei Schwerness weg vom Unglücksbringer,

der nur Ballast ist an den Gliedern

mit seiner Masse, seinen Liedern.

Den, dem nur Schwerstgewicht entkeimt –

auf den zu Recht sich gar nichts reimt,

der nicht mal taugt im Leichtgedicht –

den lass in deine Nähe nicht.

So streich aus deinem schweren Leben

den Mensch. Ihn soll‘s dort niemals geben.

Alleinigkeit im Kern des Seins

ist Schwerness-Hilfe Nummer eins.

Als erste Übung raten wir:

Trenn dich vom schwersten Menschen – dir.

18 Jun 2015

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P. Neuhaus

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