taz.de -- Fifa-Korruptionsskandal: Das Arschloch der Schlange

Alle in der Fifa sind korrupt, Blatter ist zurückgetreten, aber jeder liebt Fußball. Sie haben im Skandal den Überlick verloren? John Oliver hilft.
Bild: Den Fußball lieben viele – den Mann im Hintergrund nicht mehr so viele.

Nun ist es so, dass eigentlich jeder, der sich für Fußball interessiert, schon seit Jahren alles über den korrupten, skandalumwobenen Verband Fifa wissen müsste. Doch wer etwas liebt, der verdrängt unangenehme Dinge gern und solange Deutschland Weltmeister wird und der Ball rollt – um im Bild zu bleiben – verdrängen Fußball-Fans alles. Nun ist die Zeit des Verdrängens vorbei, mit dem [1][Rücktritt von Fifa-Präsident Sepp Blatter] am Dienstag steht eine grundsätzliche Reform des Verbands an.

Bei allen Berichten und Analysen über die Geldflüsse der Fifa, ihre korrupten Manager und ob die Vergabe der WM nach Russland und Katar noch zu verhindern ist, verliert man als Beobachter derzeit bald den Überblick.

Eine brillante Analyse der Organisation Fifa liefert der US-Comedian John Oliver – und das gleich in zwei Beiträgen seiner Show [2][“Last Week Tonight with John Oliver.“] Seit 2014 analysiert der Brite im Bezahlsender HBO für die Amerikaner böse und intelligent aktuelle Themen.

In der vergangenen Folge widmete sich Fußball-Fan Oliver der Fifa – „das klingt wie der Name eines Schoßhündchens, dabei ist es im Grunde die Lexikon-Definition von Korruption.“ US-Amerikaner sind nicht die größten Fußballfans, was für Oliver der Treppenwitz an der ganzen Geschichte ist: Das Land, in dem sich die Menschen am wenigsten für den Sport interessieren, bringen die korrupten Funktionäre zu Fall.

„Die Ansicht der Welt über Amerika könnte sich für immer verändern“, hofft Oliver. Jedoch nur, wenn sich die Führungsebene komplett ändert und die Amerikaner nicht locker lassen, auch den Kopf der Schlange abzuschlagen – „in diesem Fall ist der Kopf das Arschloch“: Blatter. Gut, das hat Blatter nun mit seinem Rücktritt erledigt, für die Sendung von Oliver kam der Schritt zu spät.

Hübsche Bilder über die Fifa hat Oliver schon einmal gezeichnet, in einer Sendung aus dem Jahr 2014. Angesichts der Ereignisse wieder aktuell und sehenswert, denn es zeigt unterhaltsam neben der Geldmaschine Fifa auch die Arroganz des Verbands.

Neben den millionenteuren Stadien in Brasilien – die heute leerstehen und lediglich noch als Busparkplatz dienen – greift die Fifa nicht nur in die Infrastruktur eines Landes ein, sondern auch in seine Gesetzgebung. Ein Alkoholverbot in Stadien zur Sicherheit der Zuschauer? Nicht mit der FIfa. Schließlich heißt ein Hauptsponsor Budweiser, die, so Oliver, immer wieder reflexhaft behaupten, Bier zu verkaufen. Alkohol ist auf jeden Fall drin und so setzte die Fifa natürlich durch, dass während der WM in den Stadien Bier, ähm, Budweiser verkauft werden konnte.

Am Ende gewann bis jetzt immer die Fifa. Ist aber ja auch logisch, sagt John Oliver: „Fußball ist eine Religion und die Fifa ist ihre Kirche.“

3 Jun 2015

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[1] /Kommentar-Blatter-Ruecktritt/!5202212
[2] http://www.hbo.com/last-week-tonight-with-john-oliver#/

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Rieke Havertz

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