taz.de -- Kommentar Blutbad von Arizona: Das Schweigen der Sarah Palin
Wie Sarah Palin mit der Kritik umgeht, meinen manche Analysten, könnte für ihre politische Zukunft entscheidend sein. Deshalb reagiert sie wohl erst einmal gar nicht.
Die gesamte politische Elite der USA zeigt Trauer und Entsetzen über die Bluttat von Tucson, Arizona. Doch politische Konsequenzen sind nicht zu erwarten. Sarah Palin, die Ikone der konservativen Tea-Party-Bewegung, war nach dem Attentat in die Kritik geraten wegen ihrer harten Wahlkampfrhetorik, die sich oft militärischer Metaphorik bedient.
Nun hüllt sie sich in Schweigen. Wie sie mit der Kritik umgeht, meinen manche Analysten, könnte für ihre politische Zukunft entscheidend sein. Erst einmal reagiert sie deshalb gar nicht.
Nicht nur konservative Blogger, auch linksliberale Kommentatoren weisen inzwischen die These zurück, das durch die Tea Party vergiftete politische Klima habe den Boden für den Amoklauf des Jared Lee Loughner bereitet. Zu Recht richten sie ihr Augenmerk eher auf die Frage, wie es möglich ist, dass jemand, der wegen extremer Verhaltensauffälligkeiten und unter der Auflage psychiatrischer Hilfe aus dem College fliegt, ohne weiteres eine Waffe kaufen kann - noch dazu eine mit einem 30-Schuss-Magazin.
Solche Waffen waren 1994 bis 2004 verboten. Gäbe es dieses Verbot noch, dann hätte Loughner nicht erst nach 30 Schüssen beim Nachladen überwältigt werden können. Einige der Toten von Tucson würden dann noch leben. Klar, dass hier politischer Handlungsbedarf besteht.
Um einen neuen Anlauf für striktere Waffenkontrollgesetze zu nehmen, wäre Obamas politische Führung gefragt. Doch der US-Präsident drückt sich derzeit genauso vor klaren öffentlichen Stellungnahmen wie Sarah Palin.
Beide hoffen, dass die Emotionen nur so lange anhalten, bis die nächste Geschichte die Medien aufwühlt. Die eine fürchtet, politische Fehler zu machen - der andere das Risiko, die es für demokratische Politiker birgt, sich mit der Waffenlobby anzulegen. Aussitzen hilft beiden.
11 Jan 2011
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