taz.de -- Ahmadinedschads Bürochef kritisiert Urteil: Unterstützung für Panahi

Der Bürochef des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad hat angeblich das harte Urteil gegen Jafar Panahi kritisiert. Auch die Berlinale unterstützt den Filmemacher.
Bild: Jafir Panahi im Mai 2010 in Teheran.

BERLIN dpa/afp/taz | Das Urteil gegen den iranischen Filmemacher Jafar Panahi sorgt offfenbar auch im Iran selbst für Kontroversen. Nach Angaben von Deutschlandradio Kultur ließ Präsident Mahmud Ahmadinedschad mitteilen, seine Regierung halte die Verurteilung zu sechs Jahren Gefängnis und zwanzig Jahren Berufsverbot für zu hart. Esfandiar Rahim Mashaie, Bürochef von Ahmadinedschad, habe erklärt, man könnte es nicht gutheißen, dass Panahi so lange nicht arbeiten dürfe.

Deutschlandradio zufolge kritisierte die konservative Zeitung Keyhan Mashaie für diesen Vorstoß: Er solle sich fragen, ob man einem Aufrührer wie Panahi vielleicht auch noch einen Scheck oder eine Urkunde ausstellen solle. Laut der Webseite des TV-Senders Euronews bezweifeln Beobachter, ob Mashaie wirklich die Meinung der Regierung vertritt und sehen Mashaies Aussagen vor dem Hintergrund seiner eigenen politischen Ambitionen; er gilt als Kandidat bei der nächsten Präsidentenwahl.

Auch das Filmfestival Berlinale will die Berlinale Jafar Panahi mit Filmvorführungen und Diskussionen unterstützen. "Das ist eine drastische Strafe, gegen die wir mit allen Mitteln protestieren werden", sagte Festivaldirektor Dieter Kosslik am Dienstag in Berlin. Bei den Filmfestspielen werde in mehreren Sektionen jeweils ein Film von Panahi gezeigt. Den Auftakt soll am 11. Februar der Berlinale-Preisträgerfilm "Offside" machen. Die Fußball-Satire war 2006 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet worden.

Wegen einer Versammlung und "Propaganda gegen das System" war der iranische Filmemacher im Dezember zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Reiseverbot verurteilt worden. Panahi, der offen die Oppositionsbewegung gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad unterstützt, war am 1. März 2010 gemeinsam mit 16 Mitstreitern in seinem Haus in Teheran verhaftet worden, darunter auch seine Frau und seine Tochter. Die meisten wurden kurze Zeit später wieder freigelassen.

Die Festnahme des Filmemachers hatte international Proteste hervorgerufen, dem sich auch Star-Regisseure wie Steven Spielberg, Martin Scorsese und Oliver Stone anschlossen. Panahi zählt zu den im Ausland bekanntesten Regisseuren aus dem Iran. 2000 wurde er beim Filmfestival von Venedig für den Film "Der Kreis" mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, 1995 gewann er die Goldene Kamera in Cannes mit dem Streifen "Der weiße Ballon".

19 Jan 2011

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