taz.de -- Nach erneutem Erdbeben in Japan: Warnung vor Tsunami aufgehoben

Ein Beben mit der Stärke 7,4 hat erneut den Nordosten Japans erschüttert. Die Tsunami-Warnung ist inzwischen aufgehoben, am AKW Fukushima sollen keine weiteren Schäden entstanden sein.
Bild: Die Präfektur Miyagi ist bereits von dem Erdbeben am 11. März zerstört.

TOKIO dapd | Knapp vier Wochen nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan ist der Nordosten des Landes erneut von einem schweren Erdstoß erschüttert worden. Die Behörden erließen vorübergehend eine Tsunami-Warnung. Im nach dem Beben Mitte März havarierten Atomkraftwerk Fukushima entstanden ersten Angaben zufolge keine weiteren Schäden.

Das Beben am späten Donnerstagabend (Ortszeit) ereignete sich nach Angaben der japanischen Behörden in 25 Kilometer Tiefe vor der Küste der Präfektur Miyagi, etwa 65 Kilometer von der Stadt Sendai und 125 Kilometer von Fukushima entfernt. Die US-Behörden gaben die Tiefe mit etwa 40 Kilometer an. Betroffen ist genau die Region, die von dem Tsunami nach dem Erdstoß der Stärke 9,0 am 11. März schwer verwüstet worden war.

In der Stadt Ichinoseki gerieten Gebäude heftig ins Wanken, wenig später fiel der Strom aus. Sogar in der mehr als 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio war das Beben zu spüren. Kurz zuvor wurde im japanischen Fernsehen eine Erdbebenwarnung veröffentlicht.

Bergungstrupps suchen an der Nordostküste unterdessen verstärkt nach Todesopfern. Hunderte Polizisten und Soldaten rückten am Donnerstag aus, um Leichname zu finden, bevor die Opfer bis zur Unkenntlichkeit verwest sind. Vor allem in der Sperrzone um das AKW Fukushima hatte radioaktive Strahlung die Suche bislang verzögert. Bei der Katastrophe sind vermutlich bis zu 25.000 Menschen ums Leben gekommen. 12.500 Todesfälle wurden bislang bestätigt.

Leck in Fukushima-Daiichi endlich gestopft

In der Anlage Fukushima-Daiichi ist das Leck mittlerweile gestopft, durch das kontaminiertes Wasser ins Meer strömte. Am Donnerstag begannen Techniker mit der Einleitung von Stickstoff. Damit soll die Gefahr weiterer Wasserstoffexplosionen verringert werden, die kurz nach dem Tsunami die Reaktorgebäude gesprengt hatten. Innerhalb der nächsten sechs Tage soll das Gas in alle drei problematischen Reaktorblöcke gepumpt werden.

Gefahr geht weiterhin auch von der Strahlung rund um das beschädigte Atomkraftwerk aus. Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo vom Donnerstag soll nun ein unbemanntes US-Flugzeug die Strahlenbelastung über dem Meiler prüfen. Regierungssprecher Yukio Edano erklärte, die Behörden prüften, ob die Bewohner der Evakuierungszone für kurze Zeit in ihre Häuser zurückkehren und nach dem Rechten sehen könnten.

Unterdessen zeichnen sich die Auswirkungen der Erdbebenkatastrophe und ihrer Folgen auf das japanische Wirtschaftsklima immer stärker ab. Die Notenbank stufte am Donnerstag ihre Prognose herab und beließ zugleich den zur Ankurbelung der Konjunktur herabgesetzten Leitzins bei praktisch Null.

7 Apr 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

Erdbeben, Tsunami, Atomunglück: Japans Angst

Das schwere Nachbeben und die Katastrophe von Fukushima hat die Bürger in Japan traumatisiert – doch ihre Panik und Aufregung schlägt noch immer nicht um in Wut.

Atomkraftwerk Onagawa nach Erdbeben: Wasser aus Abklingbecken geschwappt

Das neue Beben in Japan mit der Stärke 7,4 hat im abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa zu Lecks geführt. Aus dem Abklingbecken ist Wasser ausgetreten, mindestens 140 Menschen wurden verletzt.

Lage in Fukushima-Daiichi: 140.000-fach über dem Grenzwert

Am Reaktorstandort wurden weitere Notstandsmaßnahmen eingeleitet. Eine Abdeckung des AKW wird frühestens ab September wirksam sein.

EU-Kommission nach Fukushima: Neue Grenzwerte für Japan-Importe

Die EU-Kommission plant schärfere Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus Japan. Der Vorschlag der Behörde bezieht sich jedoch nur auf den aktuellen Fall.

Stromausfälle in Japan stoppen die Industrie: Glühlampen raus, Neonwerbung aus

Der Energiemangel nach dem Erdbeben zeigt den Japanern die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums auf. Bürger sparen nun konsequent Energie.

Aktuelle Lage Fukushima: Die Fischer sind wütend

Nun versucht es der Betreiber des Atomkraftwerks mit Stickstoff, um eine drohende Explosion im Reaktor 1 zu verhindern. Auf Fischmärkten wird Ware aus Fukushima zurückgewiesen.