taz.de -- Kommentar Datenspeicherung beim iPhone: Sperren für die Datensammler
Auf dem iPhone lassen sich Ortsdaten wenigstens löschen. In den Vorratsdatenspeichern des Staates wird es schwieriger. Wir brauchen dringend Kontrollmechanismen.
Machen wir uns nichts vor: Die Tatsache, dass Apple offenbar monatelang die - mehr oder minder genauen - Bewegungsdaten von iPhone-Nutzern in einer unverschlüsselten Datei auf ihren Geräten ablegte, ist ein Skandal.
Zwar ist nach wie vor unklar, warum dies erfolgte und ob es sich nicht um einen Programmierfehler handelte. (Kommt, so bekloppt es wäre, vor.) Auch weiß man nicht, ob diese sensiblen Infos an Apple selbst geschickt wurden oder auf den Geräten verblieben. Doch das ändert nichts am massiven Eingriff in die Privatsphäre, der mit derlei Datensammlungen einhergeht.
Allerdings möchte ich eines zu bedenken geben: Das, was Apple da auf seinen iPhones ablegte, besitzen die Mobilfunkanbieter in ihren Rechenzentren seit Langem. So wurde im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung, die im Bundesinnenministerium als verharmlosende "Mindestdatenspeicherung" nach wie vor auf dem Tableau ist, auch die jeweilige Funkzelle mitgespeichert, in die der unbescholtene Bürger eingebucht war. So entstanden Bewegungsprofile über Millionen von Menschen, die davon nichts wussten, abrufbar im Verdachtsfall.
Zusammengefasst: Man musste kein Besitzer eines hippen Apfelgerätes sein, um ins Visier eines Überwachungssystems zu geraten, es reichen ein paar innenpolitische Amokläufer an den Hebeln der Macht. Vielleicht ist das ja das Gute an der aktuellen Datenaffäre: Sie macht Bürgern bewusst, was Technik heute kann. Und zeigt, dass wir dringend Kontrollmechanismen bei den Datensammlern brauchen, ob staatlich oder privat. Auf dem iPhone lassen sich Ortsdaten wenigstens löschen. In den Vorratsdatenspeichern des Staates wird es schwieriger. Wer als Politiker jetzt nach Strafen für Apple und Co. ruft, sollte sich an sein Abstimmungsverhalten bei dieser Radikalmaßnahme erinnern.
26 Apr 2011
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