taz.de -- Zum Tod von Osama Bin Laden: Ende einer langen Jagd

Ein US-Kommando hat Al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan aufgespürt und getötet. Wer war der Mann, den die amerikanische Armee mehr als ein Jahrzehnt lang suchte?
Bild: Das war's: Osama bin Laden.

WASHINGTON afp | Der meistgesuchte Mann der Welt ist tot. Ein US-Kommando spürte den Gründer und Führer des Terrornetzwerkes Al Qaida am Sonntag in Pakistan auf und erschoss ihn bei einem Feuergefecht.

Jahrelang hatte der radikale Islamist der umfangreichsten Suchaktion in der Geschichte getrotzt. 50 Millionen Dollar hatten die USA für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Doch aus dem Nichts meldete sich der Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort und verhöhnte seine Verfolger.

Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren. Schon früh kam er mit der westlichen Welt in Kontakt. Als Teenager besuchte er Südspanien und ließ sich in jugendlicher Unbefangenheit sogar neben Mädchen in Röcken fotografieren. Bereits 1973 kam Bin Laden dann mit islamistischen Gruppen in Verbindung.

Einen Wendepunkt in seiner Entwicklung erlebte Bin Laden eigenen Angaben zufolge Ende der 70er Jahre: Ägypten schloss Frieden mit Israel, im Iran siegte die islamische Revolution, sowjetische Truppen besetzten Afghanistan. Der junge Mann entwickelte erstmals die Idee, Muslime aus aller Welt zu einem Kampf gegen westliche Mächte und ihre arabischen Verbündeten zusammenzurufen.

Befehlshaber über 20.000 Kämpfer

In Afghanistan kommandierte er 1984 gegen die Rote Armee mehr als 20.000 Kämpfer aus vielen arabischen Ländern. In dieser Zeit befand sich Bin Laden unter dem Einfluss palästinensischer und ägyptischer Islamgelehrter, die eine besonders rigorose Auslegung des Koran vertraten. "Ein Tag in Afghanistan ist wie tausend Tage Beten in einer normalen Moschee", sagte Bin Laden später.

Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks "Al Qaida" ("Das Fundament"). "Er war ein junger Mann, der sich enthusiastisch für den heiligen Krieg einsetzte", beschrieb ihn der saudiarabische Ex-Geheimdienstchef Prinz Turki el Feisal in einem Fernsehinterview. "Er sprach wenig und erhob nie seine Stimme. Kurzum, er war ein netter Kerl."

Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den religiös motivierten Krieg. Den Anstoß dazu gab, dass die USA ihre Soldaten in Saudi-Arabien, dem Stammland des Propheten Mohammed, stationierten. Nach einem Zerwürfnis mit der saudischen Herrscherfamilie wurde Bin Laden 1992 der Pass entzogen, zwei Jahre später die Staatsbürgerschaft. Seine neue Basis schuf er sich im Sudan, bis er 1996 auf Druck der USA des Landes verwiesen wurde.

"Tot oder lebendig"

In seinem Feldzug gegen den "Großen Satan" Amerika machte sich Bin Laden nach Auffassung von US-Justiz und Geheimdienstfahndern in tausenden Fällen des Mordes schuldig: Die Simultanangriffe auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1996, bei denen mehr als 200 Menschen starben, und der Angriff auf den US-Zerstörer "Cole" im November 2000 im jemenitischen Aden mit 17 Toten gingen auf Bin Ladens Konto, sind sich die Ermittler sicher.

Das schlimmste Werk aber, für das er von den Fahndern verantwortlich gemacht wurde, waren die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington mit fast 3000 Toten. Nach den Anschlägen, die die Vereinigten Staaten in ihren Grundfesten erschütterten, verkündete der damalige US-Präsident George W. Bush in Wildwest-Manier, dass er Bin Laden "tot oder lebendig" haben wolle.

Dennoch gelang es dem Drahtzieher des Terrors noch fast zehn Jahre lang, sich dem Zugriff der Geheimdienste und Militärs zu entziehen - erst Bushs Nachfolger Barack Obama konnte jetzt verkünden, dass der meistgesuchte Mann der Welt zur Strecke gebracht wurde. Osama bin Laden selbst hatte übrigens seinen frühzeitigen Tod durchaus einkalkuliert: "In unserer Religion gibt es einen besonderen Platz im Jenseits für diejenigen, die am heiligen Krieg teilnehmen."

2 May 2011

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