taz.de -- Seltsamer Tippfehler in US-Medien: Fox'scher Versprecher
Egal wie unsinnig eine Aussage ist - wenn man sie nur häufig genug wiederholt, wird sie sich festsetzen, hofft US-Sender Fox40.com. Und meldet: "Obama bin Laden tot".
Wer in den USA Nachrichten bei den Fox-Sendern schaut, hat ein interessantes Weltbild. Dort erklären einem Einheizer wie Glenn Beck den üblen Zusammenhang zwischen Fukushima, der europäischen Finanzkrise und dem arabischen Frühling.
Besonders die Hetze gegen den schwarzen amtierenden Präsidenten hat es dem Tea-Party-Hofsender angetan. Steif und fest behaupteten Journalisten dort, der US-Präsident sei nicht in den USA geboren - und sei darum kein rechtmäßiger US-Präsident. Zumindest bis er seine Geburtsurkunde veröffentlichte. Weiter diffamierte Fox seine Gesundheitsreform mit der Behauptung, sie bedeute die Formierung von "Todesgremien". Und unterstellten dem Präsidenten oft und gerne nähe zu Muslimen. Was in der Fox-Welt übrigens ein ziemlich übler Vorwurf und überhaupt ziemlich verdächtig ist.
Die Hoffnung: Egal wie unsinnig eine Aussage ist - wenn man sie nur häufig genug wiederholt, wird sie sich schon irgendwann im Hirn festsetzen. Dass das klappt, hat nun Tochtersender Fox40.com bewiesen. Denn der war von der Flut der sonntagabendlichen Ereignisse so mitgerissen, dass er folgende Eilmeldung einblendete: "Obama bin Laden tot".
Screenshots verbreiteten sich schneller über das Netz, als man Freud'scher Versprecher sagen kann. Und um 11.44 Uhr Ortszeit legte eine andere Fox-Tochter nach: Dort verkündigte der Anchormann live, "Präsident Obama sagte im Eastroom des Weißen Hauses der Nation und der Welt, dass Präsident Obama tatsächlich tot sei."
Eine lustige kleine Randnotiz, die viele im Nachrichtendeutschland in ihren Posteingängen, Facebook-Meldungen und Twitter-Timelines fanden, als sie Montagmorgen aufstanden. Gesehen, gegrinst - und vergessen? Von wegen. Denn die spontane S-Schwäche verbreitete sich in rasendem epidemischen Tempo. Um 9.35 Uhr befiel sie Regierungssprecher Steffen Seibert. "#Kanzlerin: Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt," twitterte er.
Dementierte. Kassierte, zack, trotzdem eine dpa-Meldung. Griff über auf bild.de, die über einem Text, der das angebliche Beweisbild des toten Bin Ladens entlarven sollte, titelten: "Obama-Foto ist eine Fälschung". Und auf Spiegel Online, die vertippten: "US-Militär soll Obama auf See bestattet haben".
Peinlich. Aber Fehler, die im Eifer des Eilmeldungsgeschäfts aber manchmal einfach passieren, wenn Finger und Zunge schneller sein müssen als das Hirn. Über eine Ausweitung der S-Schwächen-Epidemie auf die taz-Redaktion ist bislang noch nichts bekannt. Oder doch? Fehlermeldungen bitte an [1][online@taz.de]
2 May 2011
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