taz.de -- Begründung "Energiewende": Schwarz-Gelb stellt Atomsteuer infrage

Die Bundesregierung will die gerade erst eingeführte Brennelementesteuer abschaffen. Laut Financial Times Deutschland sei das "Teil eines informellen Geschäfts" mit den Atomkonzernen.
Bild: Fischen im Trüben: Die Bundesregierung sucht in der Energiepolitik weiterhin nach einer klaren Linie.

BERLIN rtr | Die schwarz-gelbe Koalition will nach einem Bericht der Financial Times Deutschland wegen der geplanten Energiewende die Atomsteuer kippen. "Es läuft alles auf eine Abschaffung hinaus", zitierte die Zeitung (Mittwochausgabe) Koalitionskreise.

Ähnlich hätten sich hochrangige Regierungsvertreter geäußert. Die Konzerne könnten sonst nicht mehr in alternative Energiequellen investieren.

Das Finanzministerium verwies dem Vorabbericht zufolge auf "noch laufende Gespräche". Der Erlass ist laut "FTD" Teil eines möglichen informellen Geschäftes: Die Regierung verzichte auf die Steuereinnahmen, die Konzerne akzeptierten die frühere Abschaltung der Atomkraftwerke und sähen von Klagen ab. Zudem könnten sie in die Energiewende investieren.

Schwarz-Gelb nach Fukushima

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Kanzlerin Angela Merkel etwa sagt, sie setze auf Gaskraftwerke, um die Meiler vom Netz zu nehmen. Die Koalition will wegen der nuklearen Katastrophe in Japan schneller als bislang geplant aus der Atomenergie in Deutschland aussteigen.

Die Kernbrennstoffsteuer wird fällig, wenn Uran oder Plutonium in einem Atomkraftwerk zur Stromerzeugung neu eingesetzt wird. Dadurch sollten jährlich 2,3 Milliarden Euro in die Kasse des Bundes fließen. Die Steuer ist bis einschließlich 2016 befristet und steht nach Darstellung der Regierung in keinem rechtlichen Zusammenhang mit der im Herbst 2010 beschlossenen Laufzeitverlängerung.

25 May 2011

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