taz.de -- Schütze von Arizona: Psychiatrie statt Knast

Vorerst gibt es keinen Prozess gegen den Schützen von Arizona. Er ist nicht verhandlungsfähig und muss zunächst in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt bleiben.
Bild: Jared Loughner traf die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in den Kopf und erschoss sechs Menschen.

WASHINGTON dpa | Der mutmaßlichen Todesschütze von Arizona muss sich zunächst nicht vor Gericht verantworten. Jared Loughner sei wegen psychischer Störungen nicht verhandlungsfähig, urteilte ein US-Bundesgericht am Mittwoch in Tucson (Arizona). Der 22-Jährige, der laut Anklage im Januar die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords mit einem Kopfschuss schwer verletzt und sechs Menschen erschossen hatte, müsse zunächst in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt bleiben.

In spätestens vier Monaten solle sein Geisteszustand dann erneut überprüft werden, sagte der zuständige Bundesrichter Larry Burns. Er begründete sein Urteil mit den Ergebnissen zweier unabhängiger psychiatrischer Untersuchungen. Loughner galt schon vor dem Attentat in seinem sozialen Umfeld als geistig verwirrt, aggressiv und angsteinflößend. Auch seine Anwälte bezeichnen ihn als schwer krank, obwohl früher nie offiziell eine psychische Störung diagnostiziert worden war.

Des Gerichtstermin am Mittwoch musste nach einem Wutausbruch des Angeklagten unterbrochen werden. Er habe zusammenhanglose Sätze gebrüllt und wurde aus dem Gerichtssaal gezerrt. Gerichtsreporter beschrieben sein Äußeres als ungepflegt. Er habe sich lange Haare und einen zotteligen Bart wachsen lassen und zusammengesackt wie ein alter Mann auf der Anklagebank gekauert.

Giffords hatte sich am 8. Januar vor einem Supermarkt mit Bürgern aus ihrem Wahlkreis getroffen, als sich das Blutbad ereignete. Die Abgeordnete wurde in den Kopf getroffen, überlebte aber und befindet sich nach einem starken Hirntrauma seit Monaten in einer Reha-Klinik. Neben ihr wurden zwölf weitere Menschen verletzt.

26 May 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

US-Abgeordnete nach Attentat: Giffords legt Mandat nieder

"Um das beste für Arizona zu tun, werde ich diese Woche zurücktreten". Die US-Politikerin Gabrielle Giffords will sich nach dem schweren Attentat auf sie auf ihre Genesung konzentrieren.

Kampf gegen die Kriminalität in Russland: Putins Kritikern droht Zwangsjacke

Ein neues Gesetz zur Verbrechensprävention sieht eine Zwangseinweisung potenzieller Täter in die Psychiatrie vor. Von Bürgerrechtlern kommt Kritik.

Nach der Schießerei in Tucson: Giffords kann ihre Augen wieder öffnen

Gabriele Giffords soll in Kürze in ein Reha-Zentrum verlegt werden. Doch Eric Fuller, ein anderes Opfer, ist nun zwangsweise in die Psychiatrie eingeliefert worden.

Nach dem Amoklauf von Tucson: Der Irrsinn geht weiter

Die Tragödie ist erst ein paar Tage her. Doch auf der Waffenmesse in Tucson steigt der Umsatz bereits wieder - während das dritte Opfer des Massakers beigesetzt wird.

Trauerfeier in Tucson: "Sie entdeckte gerade die Demokratie"

24.000 Menschen gedenken in Tucson der Opfer der Schießerei und huldigen ihren neuen Helden. Obama spricht von Hoffnung, Würde und über das Schicksal der neunjährigen Christina.

Der Todesschütze von Arizona: Die seltsame Welt des Jared Lee

Der Todesschütze von Tucson, Arizona, war offenbar ein zuletzt immer merkwürdigerer Mensch. Unterdessen startete in den USA eine Debatte über den laschen Umgang mit Waffen.