taz.de -- CO2-Emissionen bei Haustieren: Klimakiller Katze

Ein Haustier in Deutschland stößt ungefähr so viel CO2 aus wie ein Mensch in Ägypten. Experten empfehlen nun, am besten nur essbare Tiere anzuschaffen.
Bild: Schwarzes Monster, das unsere Atmosphäre vertilgt.

BERLIN taz | Eine Hauskatze in Deutschland verursacht pro Jahr rund 2,2 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Dabei entsteht gut eine Hälfte des Klimagases durch die Herstellung von Futtermitteln und deren Verpackung, die andere durch die Entsorgung von gebrauchter Katzenstreu und leeren Dosen, berechnet das Internetportal Utopia.

Zum Vergleich: Der Jahresausstoß eines Ägypters liegt laut Vereinten Nationen in etwa gleichauf bei 2,3 Tonnen CO2. Katzen belasten das Klima allerdings weitaus weniger als ihre Besitzer: Im Schnitt verursacht jeder Deutsche rund zehn Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Rund 40 Prozent der Klimagase der Verbraucher hängen mit Ernährung und Konsum zusammen, berechnet das Umweltbundesamt.

Bei Haustieren verhält es sich ähnlich. Ein Großteil der klimaschädlichen Gase entsteht bei der Futtermittelproduktion. Für einen deutschen Dackel sind es jährlich 1,8 Tonnen, für größere Hunde entsprechend mehr. Kanarienvögel sind viel sparsamer: nur 15 Kilo CO2 pro Jahr, von denen etwas mehr als die Hälfte auf Körner und andere Leckereien entfallen. In Deutschland werden unterdessen mehr als 8 Millionen Katzen und über 5 Millionen Hunde gehalten.

Ökologischer Fußabdruck

Nicht viel besser als die Kohlendioxidbilanz sieht der "ökologische Fußabdruck" von Haustieren aus. Dieser gibt Aufschluss darüber, wie viel Fläche der Erde benötigt wird, um den gegenwärtigen Lebensstil zu decken. Nach einer Berechnung der neuseeländischen Passivhausexperten [1][Brenda und Robert Vale] brauchen Katzen 0,15 Hektar, Pferde 0,7 Hektar und Schäferhunde als Fleischfresser 1,1 Hektar im Jahr.

Dennoch beanspruchen Haustiere aber noch deutlich weniger als die Fläche, die rein rechnerisch jedem Erdenbürger zur Verfügung steht: 1,8 Hektar jährlich. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch laut Brenda/Vale bei 5, in den USA bei ungefähr 8 Hektar. In Ägypten sind es hingegen nur 1,67 Hektar. Senegalesen müssen gar von der gleichen Fläche leben wie ein deutscher Schäferhund.

Brenda und Robert Vale empfehlen daher, auf Haustiere zu verzichten oder nur essbare Tiere anzuschaffen. In jedem Fall sollten sich Hund und Katze aber von Resten oder von selbstgemachter Beute ernähren.

15 Jun 2011

LINKS

[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Brenda_and_Robert_Vale

AUTOREN

Hertwig

TAGS

Schwerpunkt Klimawandel

ARTIKEL ZUM THEMA

WWF-Studie zum Klimaschutz: Schon ein fleischloser Tag wirkt

Eine Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Ernährung und CO2-Ausstoß. Verschwendung und Fleischkonsum sind die wichtigsten Faktoren.

Weniger Gift – mehr Kohlendioxid: Abgasnorm widerspricht Klimazielen

Der Preis für weniger giftige Abgase könnte ein höherer CO2-Ausstoß sein. Die neue Euro-6-Abgasnorm für LKW stößt deshalb auf erheblichen Widerstand.

Berechnung von CO2-Emissionen: Rechentricks fürs Klima

Auf dem Papier erfüllen die Industrieländer ihre Verpflichtungen aus dem Kioto-Protokoll. Die Realität sieht ganz anders aus, wie eine neue Studie zeigt.

Buch über Tierphilosophie: Der kulturell sezierte Frosch

Bernd Hüppaufs Buch "Vom Frosch. Eine Kulturgeschichte zwischen Tierphilosophie und Ökologie" fesselt zu Beginn. Später enttäuscht es jedoch durch Stereotype.

Video der Woche: Delfin streichelt Kater

Ein Delfin und eine Hauskatze in einer Art Liebesspiel: Einige Zuschauer haben die Zärtlichkeiten der beiden Tiere bereits als niedlichstes Video aller Zeiten bezeichnet.

Meerschweinchen im Zoohandel: Haustiere als Wegwerfprodukte

Wenn Kleintiere zur Ware werden, bleibt die artgerechte Haltung häufig auf der Strecke. Und Tiere, die nicht verkauft werden, enden oft als Schlangenfutter.

Futtermittel für die Tierzucht: Das fressen die Schweine

Früher durften Schweine sogar Mettwurst speisen. Heute heißt es: Sack aufreißen, ausschütten, Wasser dazu, fertig! Ein Blick in die Futtertröge.