taz.de -- Nachwuchs im Frauenfußball: "Ich war nicht begeistert"

DFB-Nachwuchstrainerin Maren Meinert über die Dominanz der deutschen Mannschaften, die physischen Stärken der US-Girls und Nacktbilder im "Playboy".
Bild: Sie kann fast alles: Kim Kulig.

taz: Frau Meinert, vergangenes Jahr haben Sie mit der U20 den WM-Titel gewonnen, vergangenen Sonntag deklassierte ihr U19-Team im EM-Finale Norwegen mit 8:1. Um die Zukunft des Frauenfußballs muss man sich offensichtlich keine Sorgen machen.

Maren Meinert: Man kann dieses Ergebnis nicht zum Maßstab nehmen. Wir haben gar nicht ein so gutes Turnier gespielt. In der Vorrunde waren die Spiele oft ausgeglichen. Bis zur nächsten WM müssen wir noch hart arbeiten. Ich weiß, dass sich das nach einem 8:1 komisch anhört. Aber das ist keine Übermannschaft.

Noch mehr arbeiten? Haben Sie denn kein Mitleid mit den Norwegerinnen?

Mitleid tut doch noch mehr weh, als wenn man einfach sagt: Wir waren eben einfach besser an diesem Tag.

Ist Deutschland der Konkurrenz in der Nachwuchsarbeit weit voraus?

Wir waren vier Jahre lang nicht im EM-Finale. Das zeigt, dass dem nicht so ist. Mit der U17 haben wir letztes Jahr bei der WM eine gute Rolle gespielt, es hat jedoch nicht für die letzten vier gereicht. Aber wir leisten gute Arbeit. Man sieht das daran, wie viele Spielerinnen in der Frauen-Nationalmannschaft ankommen.

Wie gelingt das?

Angefangen mit der U15 bis zur U23 verfolgen wir alle das Konzept der A-Nationalmannschaft.

Was meinen Sie damit?

Wir spielen dasselbe System, 4-2-3-1, wie die Frauen-Nationalmannschaft, sodass jede Spielerin ihre Aufgaben kennt. Wir geben unseren Jugendmannschaften auch reichlich Möglichkeit, Erfahrungen bei Länderspielen und Turnieren zu sammeln. Alle werden sehr früh auf internationalem Niveau gefordert.

Aufgefallen ist beim EM-Gewinn des U19-Teams einmal mehr die physische Überlegenheit gegenüber den anderen, so wie das zuletzt auch bei den Vorbereitungsspielen der Nationalmannschaft zu beobachten war.

Die Physis ist sehr wichtig. Deshalb legen wir einen Schwerpunkt darauf. Seit ein paar Jahren geben wir an alle Auswahlspielerinnen ein individuelles Fitnessprogramm heraus. Interessanterweise haben wir im Vergleich mit anderen Nationen noch immer das Gefühl, dass wir physisch noch zulegen können. Von der Konkurrenz wird das aber scheinbar anders gesehen.

Sie schätzen die Konkurrenz physisch stärker ein?

Ich weiß, dass die US-Amerikanerinnen teilweise fitter sind als unsere Spielerinnen. Das ist immer ein knappes Rennen. Vor ein paar Jahren waren uns die Amerikanerinnen weit voraus. Wir haben da auf jeden Fall aufgeholt.

Während der WM in Deutschland sind Sie für die Beobachtung der Gegnerinnen zuständig. Sind Sie auch schon im Vorfeld aktiv?

Es ist wesentlich schwieriger als bei den Männern, an Video-Material heranzukommen. In vielen Ländern werden die Spiele der Nationalmannschaft gar nicht live übertragen. Das wird privat gefilmt und dann sind die Nationen nicht gerade erpicht darauf, das in aller Herren Länder zu verteilen. Da haben es unsere Gegnerinnen leichter. Aber ein Turnier ist sowieso etwas anderes als Testspiele. Unsere eigentliche Arbeit beginnt bei der WM.

Wie viele Vorrundenspiele werden Sie sich in den Stadien anschauen?

Wir versuchen, fast alle zu sehen. Bettina Wiegmann und ich haben das so aufgeteilt, dass wir jeden Tag ein Spiel sehen.

Im Verlaufe der U19-EM veröffentlichte der Playboy erstmals Nacktfotos von Bundesliga-Fußballerinnen. Mit Ivana Rudelic gehört eine Frau aus Ihrem Kader dazu. War das im Team ein Gesprächsthema während des Turniers?

Das weiß ich nicht, aber es war ein Gesprächsthema zwischen Ivana und mir.

Wussten Sie es vorher oder waren Sie überrascht?

Ivana hat es mir gesagt, bevor es herauskam. Ich hab ihre meine Meinung dazu gesagt.

Es klingt durch, dass Sie nicht begeistert waren?

Das ist doch auch verständlich.

Weshalb? Frau Fitschen, die Managerin der Nationalmannschaft, hat gesagt, sie würde keiner Spielerin verbieten, sich für den Playboy auszuziehen.

Sicherlich bleibt das jedem selbst überlassen. Aber die Reihenfolge sollte die richtige sein. Erst sportlicher Erfolg und dann kann man die dadurch erzielte Aufmerksamkeit nutzen. Es sollte nicht umgekehrt sein.

Wenn es eine Nationalspielerin machen würde, fänden Sie es also in Ordnung?

Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, , ob ich das gut oder schlecht fände.

17 Jun 2011

AUTOREN

Johannes Kopp

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