taz.de -- Leverkusen gewinnt in Stuttgart: Beklagenswertes Schicksal
Altmeister Michael Ballack spielt diesmal gar nicht, und Leverkusen gewinnt vielleicht genau deshalb beim VfB Stuttgart.
STUTTGART taz | Seit Samstag sind wieder einige schöne Michael-Ballack-Bilder im Umlauf. Sie zeigen einen angestrengt gelangweilt dreinblickenden 34-Jährigen, der so tun muss, als interessiere es ihn einen feuchten Kehricht, dass da wieder ein Dutzend Fotografen vor seinem Platz sitzt, die ihn außer Dienst zeigen wollen. Als Bankdrücker, der mal wieder Jüngeren, Besseren den Vortritt lassen muss.
Zu allem Unglück deutet nach dem Wochenende nicht viel darauf hin, dass sich an Ballacks beklagenswertem Schicksal in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. Denn der 1:0-Erfolg von Bayer 04 Leverkusen über nahezu gleichwertige Stuttgarter hatte viel damit zu tun, dass Trainer Robin Dutt die Besetzung der Doppel-Sechs ausnehmend gut gelungen war - ohne Michael Ballack. Wie der alternde Star das sieht, hätte man gerne erfahren. Doch bedauerlicherweise gelangte kein Leverkusener Spieler vor die Mikrofone. Bayer hatte sich einen sehr frühen ICE für die Rückfahrt herausgesucht.
"Die Zentrale war hervorragend aufgestellt", sagte dafür auf der Pressekonferenz Dutt, als er gefragt wurde, warum er seinem Star nicht wenigstens ein paar Minuten Einsatzzeit gegönnt habe. "Lars Bender und Simon Rolfes haben ein klasse Spiel gemacht. Es gab also keinen Grund, taktisch etwas zu ändern."
Überhaupt hat unter der sengenden Sonne im Württembergischen vieles von dem geklappt, wofür sich der neue Bayer-Coach noch vor kurzem hat rechtfertigen müssen. Stefan Reinartz und der zu Saisonbeginn noch wacklige Ömer Toprak erwiesen sich als zwei tadellose Innenverteidiger und bildeten zusammen mit dem überragenden Rolfes und der einzigen Sturmspitze Stefan Kießling eine feldumspannende zentrale Achse. Der VfB war deshalb gezwungen, auf die Außenbahnen auszuweichen, hatte dort aber zu viele Probleme, um die in der zweiten Hälfte überaus defensiven Leverkusener in Gefahr zu bringen.
"Sehr viele Flanken, die leider heute wenig produktiv waren", hatte VfB-Trainer Bruno Labbadia "durch den Strafraum segeln" sehen. Was es Martin Harnik und Cacau nicht eben leicht machte, die frühe Leverkusener Führung durch den starken Stefan Kießling (28.) zu egalisieren. Bei deren Entstehung hatte Stuttgarts Keeper Sven Ulreich einen harten, aber nicht übermäßig platzierten Schuss von Leverkusens Michal Kadlec nach vorn abprallen lassen und damit eine Diskussion entfacht, die er sich erkennbar lieber erspart hätte. Im Umfeld des VfB gibt es bekanntlich einige, die den 19-jährigen Bernd Leno für den talentierteren Stuttgarter Keeper halten. Jenen Leno, der erst vor zehn Tage bis Saisonende nach Leverkusen verliehen worden war und da einen ausgesprochen abgeklärten Eindruck hinterließ.
21 Aug 2011
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