taz.de -- Pläne für Fukushima: Kernschmelzereaktoren unter 100 Grad
Die japanische Regierung will die Lage in Fukushima bis zum Ende des Jahres stabilisieren und die Temperatur der Reaktoren deutlich senken. Dann sollen Rückbau und Dekontamination folgen.
TOKIO afp | Die japanische Regierung will die Lage rund um das havarierte Atomkraftwerk von Fukushima bis zum Jahresende stabilisieren. "Wir werden alles tun, um dieses Ziel im laufenden Jahr zu erreichen", sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag in Tokio.
Bis dahin wollen die Regierung und der Kraftwerkbetreiber Tepco die von der Kernschmelze betroffenen Reaktoren wieder auf eine Temperatur unterhalb von 100 Grad Celsius bringen.
Ursprünglich hatte die Regierung einen Zeitplan bis Mitte Januar 2012 vorgesehen. Bereits am Montag kündigte der japanische Umweltminister Goshi Hosono bei der 55. Generalversammlung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien aber einen neuen Zeitplan an.
Neben der Kühlung der Reaktoren auf einen stabilen Zustand warten auf Japan jedoch weitere Aufgaben, wie zum Beispiel die Dekontamination des Bodens und die Demontage der Anlagen. Das Gebiet um das Atomkraftwerk wird für mindestens ein Jahrzehnt unbewohnbar bleiben, rund 80.000 Menschen haben ihre Heimat verloren.
Die Atomkatastrophe infolge des Erdbebens und des darauf folgenden Tsunamis am 11. März gilt als der schwerste Reaktorunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren.
20 Sep 2011
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Japans Regierung will offiziell mit der Dekontaminierung in der beginnen. Die Kosten für das Umweltministerium: etwa 4,3 Milliarden Euro. Ob das reicht, bleibt ungewiss.
In allen Reaktoren sind wohl die Druckbehälter geschmolzen, sagt Regierungsberater Tatsujiro Suzuki. Kontrollieren kann das wegen der Strahlung aber niemand. Die meisten Kosten trägt der Staat.
Protestieren gilt in Japan als Spinnerei. Doch jetzt sind in Japan 60.000 Menschen gegen Atomkraft auf die Straße gegangen – mehr als jemals zuvor.
Nie mehr Fukushima: In Tokio haben Zehntausende an Anti-Atomkraft-Demonstrationen teilgenommen. Laut Veranstalter waren 60.000 Menschen beteiligt, so viele wie nie zuvor.
Die Atomkraftgegner dürfen jublen. Siemens steigt aus dem Atomgeschäft aus - wegen Fukushima und der deutschen Atompolitik. Alleridings zu spät.
Das Kapitel Kernkraft ist für Siemens abgeschlossen. Das sagte Unternehmenschef Löscher in einem Interivew. Die Energiewende in Deutschland bezeichnete er als Jahrhundertprojekt.