taz.de -- Klage gegen Facebook: Weitersammeln nach dem Logout

Ein US-Anwalt klagt gegen Facebook, weil die Website Benutzer auch beobachten kann, wenn sie abgemeldet sind. Die Gerichte sollen prüfen, ob gegen den Datenschutz verstoßen wird.
Bild: Was weiß Facebook? Der Konzern will nicht gegen Datenschutz verstoßen haben.

WICHITA dapd | Facebook ist in den USA von einem Anwalt wegen der Cookies verklagt worden, die das soziale Netzwerk auf den Computern der Nutzer ablegt. Der 42-jährige John Graham sieht in den Cookies einen Verstoß gegen die Gesetze, die das Abhören von Gesprächen regeln. Graham zeigte sich verärgert darüber, dass eines dieser kleinen Programme die Aktivitäten des Nutzers auch dann weiter beobachtet, wenn sich dieser von Facebook abgemeldet hat.

Graham reichte deshalb eine Klage bei einem Gericht im US-Staat Kansas ein. Er will erreichen, dass seine Klage als Sammelklage anerkannt wird, die stellvertretend für die 150 Millionen Facebook-Nutzer in den USA steht. Ob die Klage aber überhaupt anerkannt wird, ist noch unklar. Frühere rechtliche Schritte gegen Cookies wurden meist abgelehnt, weil kein Schaden nachweisbar war.

Die Cookies von Facebook waren auch früher schon in die Kritik geraten. Das Unternehmen erklärte danach, sie verstießen nicht gegen den Datenschutz oder gegen Sicherheitsvorschriften. Facebook speichere keine Daten, zu denen man nicht berechtigt sei.

Wichtige Fragen für Gerichte

Graham fordert das Gericht in seiner Klage auf, zu klären, ob Facebook verboten werden könne, Daten über Kommunikation des Nutzers auch dann zu registrieren, wenn dieser sich aus seinem Facebook-Konto abgemeldet habe. Das seien wichtige Fragen, die ein Gericht prüfen sollte, erklärte David Jacobs von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Privacy Information Center (EPIC). Eine ähnliche Klage war nur eine Woche zuvor in Kalifornien eingereicht worden.

Neun Bürgerrechtsgruppen, darunter EPICenter und die Amerikanische Bürgerrechtsunion, hatten sich erst kürzlich mit der Bitte an die US-Handelskommission gewandt, nach den jüngsten Änderungen bei Facebook müsse geprüft werden, wie die Daten der Nutzer gespeichert werden.

11 Oct 2011

TAGS

Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta

ARTIKEL ZUM THEMA

Streit um Datenschutz bei Internet Explorer: Seltene Netzkekse

Microsoft wirft Google vor, die Datenschutz-Vorkehrungen beim Internet Explorer umgangen zu haben. Google konterte mit dem Vorwurf, der Browser setze eine sehr seltene Technik ein.

Digitaler Identitätsklau: Sie haben mich gehackt!

Horror 2.0: Keinen Zugriff aufs E-Mail-Konto, Facebook-Zugang weg, falsche Bettelmail an alle: Wie Unbekannte meine digitale Identität kaperten. Ein Protokoll.

Unis in den Sozialen Netzwerken: Erst Facebook, dann die Homepage

Die deutschen Universitäten tasten sich an Facebook heran. Die meisten sind in dem sozialen Netzwerk schon vertreten und nutzen es vor allem als Service-Plattform.

Umsonst-Software droht Pleite: OpenOffice kämpft ums Überleben

Nachdem sich Oracle aus dem Projekt OpenOffice zurückgezogen hat, geht den Betreibern der freien Bürosoftware das Geld aus. Es gibt bereits eine Alternative für die Benutzer.

Streit der Woche: "Facebook ist eine Plage"

Für Ministerin Aigner ist Facebook zu einem internationalen Einwohnermeldeamt geworden. Für die Wirtschaft ist es ein wichtiger Kommunikationskanal.

Facebooks geheimes Datenarchiv: "Max, thanks for contacting Facebook"

Als Facebook im Juni eine Mail des Studenten Max Schrems erhält, ahnt keiner, dass Schrems zum Medienpromi werden wird. taz.de zeigt Auszüge aus dem Mailwechsel.

Facebook-Kritiker über Datenschutz: "Es kann für Facebook sehr eng werden"

"Dreiste Verarsche" und "Nutzer-Spionage" wirft der Wiener Student Max Schrems Facebook vor. taz.de spricht mit dem Mann, der das Unternehmen 22 mal angezeigt hat.