taz.de -- Kommentar Widerstand: Ausziehen ist besser als Zündeln

Die von den Zündlern des "Hekla-Empfangskomitees" inszenierte Widerstandsform ist gestrig, undemokratisch und kontraproduktiv.
Bild: Teilnehmer der Demonstration gegen die Macht der Banken.

Widerstand kann man in Flaschen füllen. Flaschen mit brennbarer Füllung, die mit einem Zeitzünder versehen und an Bahnstrecken deponiert werden. Widerstand kann aber auch Gesichter haben. Gesichter, die angesichts der Themen, um die es geht, ziemlich gut gelaunt aussehen. So wie am Samstag vor dem Reichstag.

Beiden Widerstandsformen, die in Berlin zurzeit Anwendung finden, darf man ähnliche Ziele unterstellen: Die Wut der Akteure richtet sich, um es auf einen einfachen Nenner zu bringen, gegen die kapitalistische Wirtschaftsordnung und ihre Auswüchse - seien es Kriege in armen, aber rohstoffreichen Ländern, seien es astronomische Gewinne von Wenigen an den Börsen und die Pespektivlosigkeit der Vielen.

Der Unterschied: Die von den Zündlern des "Hekla-Empfangskomitees" inszenierte Widerstandsform ist gestrig, undemokratisch und kontraproduktiv. Gestrig, weil langsam klar sein dürfte, dass Brandanschläge eine Gesellschaft nicht weiterbringen. Undemokratisch, weil die anonymen Urheber sich herausnehmen, uns mit ihrer vermeintlichen Entschleunigungstaktik zwangsbeglücken zu müssen. Und kontraproduktiv nicht zuletzt, weil der CDU in den laufenden Koalitionsgesprächen nichts gelegener kommt als der Popanz des Linksterrorismus.

Die Tausenden, die sich von der Bewegung haben anstecken lassen, brauchen keine hohle Partisanenmystik, sie halten ihr Gesicht hin und, wie man sieht, auch mehr als das. Vielleicht bringt ihr bunter Protest so schnell keinen um den Schlaf. Aber das kann täuschen. Siehe New York, Madrid und anderswo.

16 Oct 2011

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Prösser

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