taz.de -- In Afghanistan getötete Soldaten: US-Luftwaffe verliert Leichenteile
Von zwei in Afghanistan getöteten US-Soldaten sind Leichenteile verschwunden. Der Generalstabschef der Luftwaffe, Norton Schwartz, übernimmt die Verantwortung.
WASHINGTON dapd | Der US-Luftwaffe sind in zwei Fällen Leichenteile von in Afghanistan getöteten Soldaten abhandengekommen, wie die Streitkräfte am Dienstag mitteilten. Drei Aufseher der betroffenen Leichenhalle in Dover im US-Staat Delaware seien für "grobes Missmanagement" bestraft worden, erklärte die Luftwaffe. Entlassen worden sei niemand, für Vorsatz oder strafbare Handlungen gebe es keine Anhaltspunkte.
Zugleich verteidigte die Luftwaffe die Entscheidung, die betroffenen Familien erst am vergangenen Wochenende zu informieren - Monate nach den ersten Anschuldigungen, die von drei Mitarbeitern der Leichenhalle erhoben worden waren.
Der Generalstabschef der Luftwaffe, General Norton Schwartz, übernahm zusammen mit dem ranghöchsten zivilen Angestellten, Michael Donley, die Verantwortung für den Vorfall. Dem könne man sich nicht entziehen, sagte Schwartz auf einer Pressekonferenz im Pentagon.
Er könne auch nicht ausschließen, dass es schon früher den Fall gegeben habe, dass Leichenteile von getöteten US-Soldaten verschwunden seien. Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte, er sei sehr verstört wegen dieser Vorfälle. Er ordnete eine weitere Untersuchung an.
Eine unabhängige Untersuchungskommission war schon zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ermittlungen der Luftwaffe selbst zu diesen Fällen keineswegs optimal verliefen. Unter anderem wurden wohl auch die Mitarbeiter der Leichenhalle unter Druck gesetzt, die als erste darüber berichtet hatten, dass Leichenteile verloren gegangen waren.
Die jetzt bekannt gewordenen Fälle ereigneten sich im April und im Juli 2009. In dem einen Fall handelte es sich um Knochenreste von zwei Besatzungsmitgliedern eines in Afghanistan abgestürzten F-15-Kampfflugzeugs. Der Plastiksack, in dem die Teile waren, wurde später leer vorgefunden, mit einem Riss an der Seite. Ähnlich war es auch im zweiten Fall, wo Hautreste eines in Afghanistan getöteten Soldaten aus einem beschädigten Plastiksack verloren gingen und nie wieder gefunden wurden.
9 Nov 2011
ARTIKEL ZUM THEMA
Für die Hinterbliebenen der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 ist es ein Schock. Die Asche nicht identifizierter Leichenteile wurde auf den Müll geworfen.
Auf das Weiße Haus in Washington wurde gefeuert, in einem Auto ein Sturmgewehr entdeckt. Nun haben Sicherheitskräfte in den USA einen mutmaßlichen Täter festgenommen.
Zur Eröffnung der Loja Dschirga fordert Präsident Karsai nationale Souveränität. Und wirbt für den Verbleib von US-Truppen über den Nato-Abzug hinaus.
Ein US-Militärgericht verurteilt mehrere Mitglieder einer Armeeeinheit und deren Anführer zu hohen Haftstrafen. Sie hatten drei Zivilisten in Afghanistan getötet.
Die Bundeswehr will fast 1.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen – doch nur diejenigen, die sowieso überflüssig sind. Auf dem Papier macht sich das freilich gut.
NGO haben eine Fortsetzung des deutschen Engagements in Afghanistan gefordert. Militärische Interessen dürften nicht über zivilen stehen.
Sie protestierten vor einer Militärbasis, von der aus Drohnenangriffe weltweit ferngesteuert werden: In den USA werden 38 Aktivisten angeklagt - wegen Ordnungswidrigkeiten.
Vor zehn Jahren begann die Intervention in Afghanistan. Einiges ist erreicht worden, aber nur Wenige profitieren davon. Und die Gewalt eskaliert. Eine Bilanz.
Die geplanten Kürzungen im US-Militärhaushalt sind de facto moderat. Aber sie brechen mit der Doktrin der absoluten Überlegenheit.