taz.de -- Verband entwickelt Klimarichtlinie: CO2-Bilanz von Geschäftsreisen

Eine Richtlinie soll den CO2-Ausstoß bei Geschäftsreisen präziser bestimmen. Neben Emissionen beim Reiseverkehr werden auch Hotels und Veranstaltungen bilanziert.
Bild: Businessflieger verursachen jede Menge CO2.

BERLIN taz | Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) will am Donnerstag gemeinsam mit dem Unternehmen Atmosfair eine Richtlinie zur Klimabilanz von Geschäftsreisen vorstellen. Damit sollen Anreize geschaffen werden, die Emissionen zu reduzieren.

Bereits jetzt existieren Konzepte, um Bilanzen über die Emissionen etwa von Flugverbindungen zu erstellen. Doch der präsentierte Standard will mehr erfassen: Es werden nicht nur die Emissionen durch den Energieverbrauch beim Reiseverkehr (Flugzeug oder Bahn) berücksichtigt. Auch Hotels oder Veranstaltungen, die besucht werden, sollen bilanziert werden.

Die Richtlinie soll Firmen zudem dabei behilflich sein, Geschäftsreisen in ihren Nachhaltigkeitsberichten genauer zu erfassen. Firmen können ihre Reisen nach diesem Konzept selbst bilanzieren, die Zielgruppe sind aber in erster Linie Reiseveranstalter, die die CO2-Bilanzierung als zusätzlichen Service anbieten können.

Nach Angaben des VDR führten deutsche Firmen im letzten Jahr 154 Millionen Geschäftsreisen durch. Damit spielen Geschäftsreisen eine deutlich größere Rolle als Urlaubsreisen.

Indirekte Emissionen der Energieträger nicht berücksichtigt

Eine besondere Schwierigkeit bei derartigen CO2-Bilanzen stellt die genaue Abgrenzung dar. Welche Emissionen sind einer Dienstreise zuzurechnen? So werden im VDR-Standard etwa explizit indirekte Emissionen der Energieträger, die bei der Förderung und Raffinierung von Öl für Treibstoffe entstehen, grundsätzlich nicht berücksichtigt.

Auch Emissionen, die bei Bau und Betrieb von Straßen und Flughäfen entstehen, lässt der VDR-Standard außen vor, da diese "für die Allgemeinheit hergestellt wurden und nicht speziell für einen Reisenden", so die Begründung.

Die Firma Atmosfair, die den Standard mitentwickelt hat, bietet Flugreisenden an, die entstandenen Kohlendioxidemissionen finanziell auszugleichen. Fluggäste zahlen freiwillig für jeden Flug eine Abgabe. Diese wird verwendet, um an anderer Stelle Klimaschutzprojekte zu finanzieren, die dann - so die Idee - so viele Kohlendioxidemissionen vermeiden, wie durch den Flug verursacht wurden.

9 Nov 2011

AUTOREN

Hanno Böck

TAGS

Emissionen

ARTIKEL ZUM THEMA

Klimabilanz von Fluggesellschaften: Note D für Lufthansa

Wegen alter Maschinen und geringer Auslastung produzieren Fluggesellschaften noch immer viel CO2. Effizienter werden sie nur langsam.

Zu viele Zertifikate verteilt: Schwere Mängel im Emissionshandel

Vor allem Stahlkonzerne profitieren von kostenlosen CO2-Zertifikaten. Der Emissionshandel ist laut BUND eine Gelddruckmaschine für die energieintensive Industrie.

Klimaschutzgesetz in Australien: CO2-Schleudern müssen zahlen

Gegen die Stimmen der Konservativen hat der australische Senat eine CO2-Emissionssteuer verabschiedet. Mit dem Geld sollen alternative Energien gefördert werden.

Kommentar Treibhausgase: Die Krise als Chance für das Klima

Nach der Krise wurde zwar über eine andere Wirtschaftspolitik diskutiert. Verabschiedet aber wurden Maßnahmen ohne klimapolitischen Sinn und Verstand.

CO2-Reduktion in Brandenburg: Linker Minister für Braunkohle

Der Wirtschaftsminister in Brandenburg will die Klimaziele senken, weil das Bundesland weiter auf Braunkohle setzt. Die Forderung ist in der eigenen Partei umstritten.

Gesetz zur CO2-Speicherung: Röttgen gibt nicht auf

Bundesumweltminister Röttgen will unbedingt das Gesetz zur CO2-Speicherung durchsetzen. Nach dem Nein der Länder ruft er jetzt den Vermittlungsausschuss an.

Zu viel Kohlendioxid im Meer: Die Tiere sind sauer

Das "andere CO2-Problem" nennen Forscher die Versauerung der Meere durch zu viel Kohlendioxid. Für viele Meeresbewohner ist sie ein Überlebenskampf.