taz.de -- Übergangsregierung in Griechenland: Habemus Papademos
Der ehemalige Vize-Präsident der EZB, Lucas Papademos, wird der neue Regierungschef in Griechenland. Für 15 Wochen soll er eine Übergangsregierung anführen.
ATHEN afp/dapd | Der ehemalige Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Lucas Papademos, wird neuer Regierungschef in Athen. Das gab das Präsidialamt am Mittag bekannt. Der 64-Jährige traf am Donnerstagvormittag am Amtssitz von Staatschef Karolos Papoulias ein, wo die Führer der politischen Parteien über die Bildung einer Übergangsregierung berieten. Der bisherige Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Mittwoch offiziell seinen Rücktritt erklärt.
Rund zwei Stunden nach Beginn der Verhandlungen zwischen dem sozialistischen Regierungschef Giorgos Papandreou und dem konservativen Oppositionsführer Antonis Samaras über die Bildung einer Übergangsregierung stieß Papademos zu der Runde hinzu. Der frühere Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) erhielt inzwischen von Staatspräsident Karolos Papoulias den Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung.
Papademos gehört keiner Partei an und soll im Fall einer Einigung für rund 15 Wochen eine Übergangsregierung führen, die die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro sicherstellen soll. Griechenland steht unter internationalem Druck, eine handlungsfähige Regierung für die Zeit bis zu den vorgezogenen Neuwahlen Ende Februar kommenden Jahres zu bilden.
Papandreou hatte angekündigt, nach der Einigung auf eine Koalitionsregierung sein Amt aufzugeben. Seit Sonntag gerieten die Verhandlungen zwischen Papandreou und Samaras immer wieder ins Stocken. An den von Staatspräsident Karolos Papoulias initiierten Gesprächen am Donnerstag nahm auch der Vorsitzende der rechtsgerichteten Partei LAOS, Giorgos Karatzaferis, teil. Am Mittwoch war er entrüstet aus der Sitzung gestürmt und hatte den führenden Parteichefs "Tricksereien" vorgeworfen.
10 Nov 2011
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