taz.de -- Frauenfußball-Bundesliga: Auf Augenhöhe, aber mit Torabstand

Turbine Potsdam gewinnt das Spitzenspiel beim ewigen Rivalen 1. FFC Frankfurt mit 2:0. Im DFB-Pokal werden beide Teams bald wieder aufeinander treffen.
Bild: Andauernde Rivalität: Turbine Potsdam und der 1. FFC Frankfurt sehen sich im DFB-Pokal wieder.

FRANKFURT/MAIN taz | Real gegen Barça, Celtic gegen Rangers, 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam: Der Klassiker des deutschen Frauenfußballs hielt, was er versprach. Die beiden dominierenden deutschen Klubs lieferten sich am Sonntag in Frankfurt ein packendes und rasantes Spitzenspiel, das Tabellenführer Potsdam 2:0 gewann.

Ebenso illuster wie auf dem Rasen, wo fast nur Nationalspielerinnen zugange waren, ging es auf der Tribüne zu: DFB-Präsident und Frauenfußballfreund Theo Zwanziger ließ sich das Gipfeltreffen ebenso wenig entgehen wie Bundestrainerin Silvia Neid.

Die beiden sahen trotz eines herbstlich-holprigen Rasens im Stadion am Brentanobad von Anfang an ein flottes Spiel zwischen zwei guten Mannschaften, die allerdings vor 5.200 Zuschauern die Defensive bisweilen vernachlässigten. So ergab sich schon in der zweiten Minute die erste Chance für Frankfurt: Saskia Bartusiak köpfte an die Latte des Potsdamer Tors.

Das hatte Turbine-Trainer Bernd Schröder erwartet und deshalb als Direktive vor dem Spitzenspiel ausgegeben, in der ersten Viertelstunde sicher zu stehen und vor allem kein Tor zuzulassen.

Eine Marschroute, die besser mal sein Gegenüber Sven Kahlert vom 1. FFC verinnerlicht hätte, denn in Führung ging Turbine: Jennifer Cramer überwand mit einer Direktabnahme die Nationaltorhüterin Nadine Angerer (8. Minute). Anschließend wurde der sichtlich geschockte 1. FFC ausgekontert: Anja Mittag verwertete eine Hereingabe von Genoveva Añonma zum 2:0 (13.)

Von da an ging es hin und her: Frankfurt erspielte sich zwar ein Übergewicht, Potsdam aber konterte immer wieder blitzschnell.

Turbine vergab Konterchancen

Ein Muster, das sich in der zweiten Halbzeit fortsetzte: Der 1. FFC drängte, Turbine nutzte mit Mittag, Añonma und Yuki Nagasato die sich bietenden Räume. Aber die drei Spitzen vergaßen das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Añonma drosch den Ball freistehend übers Tor (57.). Auf der anderen Seite verhaspelte sich Lira Bajramaj in Einzelaktionen, Sandra Smisek scheiterte aus kurzer Distanz (74.).

Während Schröder ein "Spiel auf Augenhöhe" gesehen haben wollte, ärgerte sich Frankfurts Trainer Sven Kahlert über das zu geringe Engagement seines Teams: "Das lass ich mir nicht bieten, weil es mir nicht gefällt." Potsdam hat nun sechs Punkte Vorsprung in der Tabelle auf den Dauerrivalen aus Frankfurt.

Und weil es so schön war, zog Exnationaltorhüterin Silke Rottenberg in der Pause gleich die Fortsetzung: Im Viertelfinale des DFB-Pokal muss Turbine Anfang Dezember schon wieder beim 1. FFC antreten.

13 Nov 2011

AUTOREN

Thomas Winkler

ARTIKEL ZUM THEMA

Transfers im Frauenfußball: Magische Anziehungskraft

Immer mehr Elitekickerinnen wechseln zum VFL Wolfsburg – nicht des Geldes wegen, sagt der Bundesliga-Klub. Das ist nur schwer zu glauben.

Turbine Potsdam: Auf Erfolgskurs im Jubiläumsjahr

Im 40. Jahr seines Bestehens feiert der Verein ungebrochen Erfolge. Die Mannschaft verbucht Sieg um Sieg, der Nachwuchs lässt auch für die Zukunft hoffen.

Frauenfußball: Der Chef mag sie

Der 1. FFC Turbine Potsdam duelliert sich mit Frankfurt und trauert Fatmire Bajramaj nicht mehr nach. Deren Rolle spielt jetzt Torgarantin Genoveva Anonma.

Kolumne Pressschlag: Seltener Gast

Bundestrainerin Silvia Neid besucht zum ersten Mal ein Heimspiel von Turbine Potsdam, dem besten deutschen Fußballclub. Was macht die Frau eigentlich beruflich?

Deutschlands Fußballerinnen ohne Fans: Frauen zurück in der Nische

Im deutschen Frauenfußball ist vom erhofften WM-Schub kaum etwas zu spüren. Mit 10.000 Zuschauern gegen Schweden wäre Managerin Fitschen bereits zufrieden.