taz.de -- Beobachter der Arabischen Liga in Syrien: Auf dem Weg nach Homs

Delegierte der Arabischen Liga reisen am Dienstag nach Homs, um sich ein Bild über die Lage in der belagerten Stadt zu machen. Über die Täter der Anschläge in Damaskus wird weiter spekuliert.
Bild: Es ist fraglich, ob die Beobachter die Aufständischen in Homs sehen werden.

KAIRO reuters/dpa | Beobachter der Arabischen Liga sind einem Medienbericht zufolge auf dem Weg in die syrische Protesthochburg Homs. Dies berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen am Dienstag unter Berufung auf den Leiter der Delegation. Sie war am späten Montagabend in Syrien eingetroffen.

Aktivisten zufolge wurden allein zu Wochenbeginn in Homs 31 Menschen getötet. Truppen von Präsident Baschar al-Assad haben demnach die Stadt seit einigen Tagen unter verstärkten Beschuss genommen. Dabei seien auch Panzer eingesetzt worden.

Die Beobachter-Delegation soll überprüfen, ob sich Syrien an einen Friedensplan hält, der den Abzug von Truppen aus Städten, die Freilassung von Gefangenen und einen Dialog mit der Opposition vorsieht. Gegen Assad gibt es seit Monaten Proteste. Die Staatsführung hat erklärt, sie gehe gegen islamistische Terroristen vor, die aus dem Ausland gesteuert würden.

Falsches Bekennerschreiben der Muslimbruderschaft

Nach den Selbstmordanschlägen am vergangenen Freitag in Damaskus heizte ein falsches Bekennerschreiben die Spekulationen über die Drahtzieher des Blutbades mit 44 Toten an. Die syrische Muslimbruderschaft wies Berichte zurück, wonach sie sich angeblich zu der Tat bekannt hatte. Die Muslimbrüder warfen im Gegenzug dem Regime von Präsident Baschar al-Assad vor, es habe ihre Webseite manipuliert und ein falsches Schuldeingeständnis platziert.

"Es gehört nicht zu den Grundwerten der syrischen Muslimbruderschaft, die eigenen Leute zu töten", zitierte Sheikh Anas Airut vom Nationalrat der syrischen Opposition in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur dpa den Chef der unter Assad verbotenen Muslimbrüder, Suheir Salem.

Selbstmordattentäter hatten nach offiziellen syrischen Angaben am Freitag zwei Autobomben fast zeitgleich vor Gebäuden der Sicherheitskräfte und des Geheimdienstes in die Luft gesprengt. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete 44 Tote und weitere 166 Verletzte. Ärzte in Krankenhäusern sprechen indessen von 50 Toten.

27 Dec 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

Beobachter der Arabischen Liga in Syrien: Delegation übersieht Assads Verbrechen

Die Beobachtermission der Arabischen Liga in Syrien scheint sich als konstruierte Farce zu entwickeln. Menschenrechtler sprechen von einer Täuschung durch das Regime.

Syrische Opposition: "Wir brauchen eure Solidarität – jetzt!"

Wofür wir kämpfen und was wir schon erreicht haben. Wie das Regime gegen uns vorgeht und was wir von euch wollen. Ein Appell aus dem syrischen Untergrund.

Aufstand in Syrien: Opposition empfängt Beobachter

Beobachter der Arabischen Liga sind in der Oppositionshochburg Homs eingetroffen. 70.000 Menschen sollen währenddessen gegen das Regime demonstriert haben.

Kommentar Beobachter in Syrien: Mission mit vielen offenen Fragen

Es wird nicht alles von den arabischen Beobachtern abhängen. Denn der syrischen Opposition muss es gelingen, den Druck von Innen weiter zu erhöhen.

Aufstand in Syrien: Schwere Angriffe auf Homs

Teile von Homs werden seit vier Tagen belagert und mit Mörsern beschossen. Am Montag starben mehr als 20 Menschen. Die Beobachtermission soll auch dorthin.

Aufstand in Syrien: Gefechte in Homs

In Syriens Protesthochburg Homs kam es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen mindestens 18 Menschen getötet wurden. Beobachter der Arabischen Liga sind seit Montag vor Ort.

Debatte Syrien: UN-Resolution als taktische Maßnahme?

Es gibt Anzeichen dafür, dass Russland jetzt auf Distanz zum Mörderregime in Damaskus geht. Aber auch der Westen und die arabischen Länder müssen helfen.

Syrischer Volksaufstand: Autobomben in Damaskus

Die schwersten Anschläge seit Beginn des Volksaufstands haben in Damaskus mehr als 40 Menschen getötet. Oppositionelle vermuten eine Propagandatat des Regimes.