taz.de -- Kommentar Nordkorea: Pjöngjang führt auch Peking vor
China fürchtet einen Kollaps Nordkoreas. Kim Jong Il wusste damit zu spielen und entlarvte Peking als Papiertiger. Ob Nachfolger Kim Jong Un dies auch beherrscht, ist offen.
George W. Bush zählte Nordkorea bekanntlich zur "Achse des Bösen" und drohte mit "regime change". Doch letztlich musste er klein beigeben und später genau das diktatorische Regime durchfüttern helfen, das er so verachtete. Dem ausgebufften Kim Jong Il konnte der Maulheld Bush nicht das Wasser reichen.
Chinas Führung bevorzugt dagegen eher leise Töne. Während das Regime in Pjöngjang aus ideologischen Gründen um Anerkennung durch seinen verhassten "Erzfeind" USA buhlt, ist es von seinem "Freund" China wirklich abhängig. Denn ohne Pekings Hilfe würde das seit Jahren nur noch von der Substanz lebende Nordkorea zusammenbrechen. Keine Frage: China ist Nordkoreas wichtigste Stütze.
Doch bisher zeigte das um sein Überleben kämpfende Regime in Pjöngjang nicht nur der Supermacht die Grenzen, sondern auch der benachbarten neuen Weltmacht, vor der sich im Westen immer mehr fürchten.
Denn auch China ist mit seiner Nordkorea-Politik gescheitert. Weder konnte Peking als Gastgeber die Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm zum Erfolg führen noch die Atomtests Nordkoreas verhindern oder ihm die dringenden Wirtschaftsreformen schmackhaft machen.
Nordkorea nimmt Chinas Hilfe, aber nicht seinen Rat. Denn Chinas Stärke gegenüber Nordkorea ist auch seine größte Schwäche. Peking hat gegenüber Pjöngjang nur eine große Keule, aber kein abgestuftes Instrumentarium, um den eigenwilligen Nachbarn beeinflussen zu können.
Umgekehrt weiß Pjöngjang, dass Peking das Chaos nach einem Kollaps Nordkoreas fürchtet. Kim Jong Il wusste damit zu spielen und entlarvte Peking als Papiertiger. Ob Kim Jong Un und seine Entourage dies auch beherrschen, ist offen. Doch Zeichen für das Gegenteil gibt es auch nicht.
27 Dec 2011
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