taz.de -- Kräftemessen am Persischen Golf: Iran will "Langstreckenraketen" testen
Während die US-Marine ihre "robuste Präsenz" im Persischen Golf betont, zeigt der Iran, dass er nicht wehrlos ist. Jetzt werden Raketen erprobt, die die US-Militärstützpunkte treffen könnten.
TEHERAN dpa | Nach der Drohung, Öltransporte im Persischen Golf zu blockieren, hat der Iran nun Manöver mit "Langstreckenraketen" in dem strategisch wichtigen Seegebiet angekündigt. "Samstagmorgen wird die iranische Marine einige ihrer Langstreckenraketen im Persischen Golf testen", sagte der stellvertretende Befehlshaber der Marine, Admiral Mahmud Mussavi der Nachrichtenagentur Fars.
Der Iran spricht von Langstreckenraketen, obwohl deren Reichweite 2.000 Kilometer nicht überschreiten soll. Die Raketen können damit allerdings die wichtigen US-Stützpunkte in der Golf-Region und in Afghanistan bedrohen.
Die Raketentests gehören zu einem Großmanöver der iranische Streitkräfte in dem Seegebiet, das am vergangenen Wochenende begonnen hatte. Die bis zum 2. Januar laufenden Übungen sollen nach Mussavis Worten nun in ihre wichtigste Phase treten. Ziel sei es, die iranische Marine auf eine kriegsähnliche Situation vorzubereiten.
Drohgebärden aus Teheran und Washington begleiten das Manöver. Trotz Warnungen aus den USA, eine Behinderung des freien Seeverkehrs werde nicht toleriert, brachte der Iran eine Blockade der Straße von Hormus ins Spiel. Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi hatte erklärt, kein Tropfen Öl werde mehr durch die Meerenge gelassen, falls der Westen die wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen ausweite.
Ahmadinedschad schweigt bisher
Der Vizechef der iranischen Revolutionsgarden, General Hossein Salami, hatte gesagt: "Wann immer die iranischen Interessen auf dem Spiel stehen, werden wir entschlossen antworten." Die USA seien nicht in der Position, dem Land Vorschriften zu machen.
Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat im verbalen Machtkampf bisher geschwiegen. Auch das iranische Verteidigungs- und das Außenministerium hielten sich zurück. Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast hatte in der vergangenen Woche noch die Absicht einer Blockade der Straße von Hormus bestritten. Das werde gegenwärtig nicht in Betracht gezogen.
Durch das Nadelöhr befördern Tanker nach unterschiedlichen Quellen bis zu 40 Prozent des weltweit auf Schiffen transportierten Öls - unter anderem nach Westeuropa und in die USA. Am Ölmarkt wird die Entwicklung deshalb aufmerksam beobachtet. Eine unmittelbare Gefahr sehen die Ölexperten aber nicht; die Ölpreise sind bisher nur mäßig gestiegen.
Die USA, Frankreich und Großbritannien unterhalten am Persischen Golf Militärstützpunkte. Die US-Marine verweist auf ihre "robuste Präsenz" in der Region und erklärt, sie werde eine Behinderung des freien Seeverkehrs nicht zulassen. Die mit den USA verbündeten arabischen Golfstaaten rüsten derweil auf. Saudi-Arabien vereinbarte mit den USA die Lieferung von 84 Kampfflugzeugen des Typs F-15 und die Modernisierung von 70 weiteren Kampfjets.
30 Dec 2011
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