taz.de -- Berlinale Staralbum: Meryl Streep: Die Beliebte

Keine Kontroversen, keine Skandale. Und alle scheinen sich über ihre gute Leistung einig zu sein. Ja, Meryl Streep ist extrem vielfältig.
Bild: Meryl Streep ist 62, war siebzehnmal für den Oscar nominiert - und zweimal hat sie ihn gewonnen.

Wie öde. Meryl Streep macht alles richtig und steht fast vor der Heiligsprechung. Keine Kontroversen, keine Skandale und: alle scheinen sich über ihre gute Leistung einig zu sein. Die Schauspielerin, 62, aus Summit, New Jersey, war siebzehnmal für den Oscar nominiert, und zweimal hat sie ihn gewonnen. Daneben: 26 Golden-Globe-Nominierungen, die Trophäe erhielt sie achtmal.

Selbst mittelmäßige Filme erhellt sie mit ihrer Präsenz. Sie ist eine Charakterdarstellerin und verkörpert jede Rolle bis zur Perfektion.

Zur Berlinale kommt Meryl Streep, um ihren Film "Die Eiserne Lady" vorzustellen und den Ehrenbären zu kassieren. Außerdem läuft ihr zu Ehren auf dem Filmfestival eine Hommage.

Der vierteilige Fernsehfilm "Holocaust" machte Meryl Streep Ende der Siebziger weltweit bekannt. Sie spielte in Woody Allens "Manhattan", Alan J. Pakulas "Sophies Entscheidung" und Sydney Pollacks "Jenseits von Afrika". Meryl Streep kann zwischen Komödie und Drama ohne große Mühe wechseln - zumindestens wirkt es so.

ungewöhnliche Hauptrolle - die Furie

Im Jahr 2006 etwa gab sie in "Der Teufel trägt Prada" die herrische Chefredakteurin einer Modezeitschrift. Einer der seichteren Streifen, in dem die als so bodenständig geltende Schauspielerin eine für sie ungewöhnliche Hauptrolle spielt - die Furie. Aber, wie kann es anders sein: Selbst hier überzeugt sie. Gleiches gilt für die Musicalkomödie "Mamma Mia!", in der Streep mit einer fürchterlich ansteckenden Leichtigkeit tanzt, singt, springt - knapp zwar, aber immer am Kitsch vorbeischlitternd. Ja, sie ist extrem vielfältig.

Zu dem Film "Die Eiserne Lady", in dem Streep Margaret Thatcher spielt, hagelte es Kritik von Politikern aus Großbritannien. Der Vorwurf: Regisseurin Phyllida Lloyd benutze die Demenzkrankheit der Politikerin als dramatisches Mittel. Doch auch Premier David Cameron musste erkennen, dass Meryl Streeps schauspielerische Leistung fantastisch sei.

Streep ist nicht nur die am häufigsten für Preise nominierte Schauspielerin, sondern steht stellvertretend für eine Generation von Hollywood-Schauspielerin, die auch noch im Alter gute Rolle bekommen. Das war nicht immer so: Im Januar zierte sie das Cover der amerikanischen Vogue und erzählte im Interview, dass ihr drei verschiedene Filmparts als Hexe angeboten worden seien, als sie 40 Jahre alt geworden sei. Daraufhin habe sie ihrem Ehemann gesagt: "Es ist vorbei."

9 Feb 2012

AUTOREN

Enrico Ippolito

ARTIKEL ZUM THEMA

Staralbum: Michael Fassbender: Söldner der Kunst

Er ist der Schauspieler des Moments. Michael Fassbender ist cool, witzig und omnipräsent. Auf der Pressekonferenz zu "Haywire" hat er allerdings nicht zu sagen.

Meryl Streep als Margaret Thatcher: Die eiserne Lady im Supermarkt

Meryl Streep verkörpert die "Iron Lady" Margaret Thatcher perfekt bis in die Körpersprache. Und sie lässt Demenzkranke über hohe Milchpreise staunen.

Berlinale Staralbum: Billy Bob Thornton: Der endlich Versöhnte

Billy Bob Thornton lässt tief blicken – sowohl während der Pressekonferenz als auch in seinem Film. Und lustig ist der Ex von Angelina Jolie auch noch.

Berlinale Staralbum: Isabelle Huppert: Die sich Einlassende

"Ich weiß selber nicht, wie ich das mache", antwortet Isabelle Huppert auf die Frage nach ihrem Erfolgsgeheimnis. "Ich denke nicht zu viel." Vielleicht sei das das Geheimnis.

Berlinale-Staralbum: Max von Sydow: Der Gleichmütige

Max von Sydow erträgt den halbstündigen Spuk einer Pressekonferenz mit in 60 Berufsjahren antrainiertem Gleichmut. Allein seine Landsleute rühren ihn.

Berlinale Forum: Regisseur über "Bestiaire": "Käfige sind ein ästhetisches Motiv"

Heute stellt man Tiere auf verschiedene Arten dar. Der kanadische Filmemacher Denis Côté über seine lebenden Organismen im Zoo in "Bestiaire" im Berlinale Forum.

Berlinale Panorama: "Xingu": Im Herzen Brasiliens

In "Xingu" erzählt Regisseur Cao Hamburger die Geschichte von Brasiliens berühmtestem Indianergebiet und von den Versuchen weißer Pioniere, die Ureinwohner zu schützen.

Regisseur Klaus Lemke über die Berlinale: "Berlin hat gestunken"

Klaus Lemke hat einen neuen Film gedreht: "Berlin für Helden". Die Berlinale hat ihn verschmäht, das nervt Lemke. Überhaupt hält er die Stadt für überbewertet.

Berlinale Panorama: Indignados: Ein Hymnus auf die Empörten

Tony Gatlif, ein Regisseur aus dem Maghreb, folgt in "Indignados" der Spur der Massenbewegungen in Madrid, Paris und Marseille. Er träumt von einem mediterranen Kulturraum.

Retrospektive Rote Traumfabrik: Proletarier aller Länder, amüsiert Euch!

Von großen Filmerfolgen, ideologischen Missverständnissen und von erstaunlicher Blindheit erzählt die Retrospektive der Berlinale: "Die Rote Traumfabrik".

Geleitwort zur Berlinale: Entzaubertes Mantra

Die 62. Berlinale zeigt vielversprechende Beiträge, die das oftmals verkündete Politische einlösen könnten. Kritiker klagen über die mangelnde Bedeutung des Programms.

Internationale Filmfestspiele Berlin: Etwas fahrig, aber glamourös

Berlinale-Leiter Dieter Kosslick zeigt sich bei der ersten Pressekonferenz ein wenig huschig. Dabei ist das Programm in diesem Jahr vielversprechend.