taz.de -- Wulff-Freund David Groenewold: Der Trickser

Als Filmunternehmer produzierte David Groenewold "Der Wixxer" und galt als "romantischer Kaufmann". Inzwischen nennen ihn Zeitungen "Wullfs persönliches Reisebüro".
Bild: Sylt-Freunde: Christian Wulff und Daniel Groenewold.

Lange waren die Schlagzeilen für David Groenewold schmeichelhaft. Die Freundschaft des Berliner Filmunternehmers zu Bundespräsident Christian Wulff blieb nie unerwähnt. "Geldsammler mit Hang zur Philosophie" titelte einst die Berliner Morgenpost. Die Zeit bezeichnete den 38-Jährigen, der Filme wie "Der Wixxer" oder zuletzt Helmut Dietls "Zettl" produziert hat, einen "romantischen Kaufmann".

Mittlerweile ist der Ton gekippt: "Wulffs ganz persönliches Reisebüro", nannte die Berliner Morgenpost den stets gut Gegelten jüngst, für die Bild ist er nur noch Wulffs "reicher Freund". Es ist eine Freundschaft, um die herum von Beginn an Geld geflossen ist – nicht erst 2007 beim Sylt-Urlaub von Wulff und Frau Bettina. Den buchte und zahlte Groenewold, die Belege wollte er nun laut Bild verschwinden lassen. Sein Anwalt weist dies heftig zurück.

2003 hatte Groenewold den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten beim Dreh des Films "Das Wunder von Lengede" kennengelernt. Niedersachsen hat diesen und weitere Groenewold-Filme gefördert, 2006 wurde eine 4-Millionen-Euro-Bürgschaft für eine seiner Firmen bewilligt.

Zuvor hatte Groenewold im Mitgliederheft der Niedersachsen-CDU eine 20.000-Euro-Anzeige geschaltet. Später zahlte er 10.000 Euro an den Autor eines Pro-Wulff-Buchs, für die Wulffs gab es 2008 zum Oktoberfest ein Hotelupgrade.

Damals war der Absolvent des Eliteinternats Schloss Salem und der London School of Economics noch Liebling der Berliner Society. Mittlerweile ist sein Stern gesunken. Filmfonds, wie Groenewold sie gegründet hat, bringen Anlegern seit einer Gesetzesänderung keine Steuervorteile mehr. "Zettl", seine letzte Produktion, floppt.

Zur aktuellen Berlinale gibt es keinen "Abend unter Freunden" im Springer-Hochhaus. Dorthin hat Groenewold, der als gut bekannt mit Springer-Vorstand Mathias Döpfner gilt, in der Vergangenheit gerne Polit- und Filmpromis wie Claudia Roth, Klaus Wowereit oder Till Schweiger geladen.

Ein Freundesabend sei 2012 nicht geplant, erklärt jetzt eine Verlagssprecherin. Und betont, Groenewold habe sich stets bloß eingemietet. "Gegen Bezahlung und mit Vertrag."

10 Feb 2012

AUTOREN

Teresa Havlicek

ARTIKEL ZUM THEMA

Ermittlungen in Wulff-Affäre ausgeweitet: Entscheidende Details

Die Ermittlungen zur Wulff-Affäre dehnen sich aus. Filmproduzent Groenewold wird verdächtigt, bezüglich eines Oktoberfest-Besuchs eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben zu haben.

Ermittlungen gegen Christian Wulff: Hausdurchsuchung bei Groenewold

Die Staatsanwaltschaft hat Büro und Wohnung des Filmproduzenten David Groenewold durchsucht. Gegen ihn und Christian Wulff wird wegen Vorteilsannahme und -gewährung ermittelt.

Untersuchungsausschuss zur Wulff-Affäre: Sozialdemokraten unter Zugzwang

In Niedersachsen wollen Linke und Grüne einen Ausschuss zur Wulff-Affäre. Die SPD will sich nicht festlegen – verfügt aber über die entscheidenden Stimmen.

Immunität des Bundespräsidenten: Staatsanwalt ermittelt noch zu Wulff

Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie einen Antrag stellt, dass die Immunität von Bundespräsident Wulff aufgehoben wird. Noch werden aber die Vorwürfe geprüft.

Familie Wulff auf Staatsbesuch in Italien: Auf halbem Wege

Die Wulffs sind beim Italiener, dabei will der sich doch moralisch erneuern. Dem Paar aus Germania stehen interessante Begegnungen bevor.

Bollywood-Star Shah Rukh Khan in "Don": Inder klauen den Euro

First we take Mumbai, than we take Berlin: "Don - The King is Back" mit Shah Rukh Khan (Berlinale Special). Eine Berlinale-Verfolgungsjagd mit Sightseeing.

Vorwürfe gegen Christian Wulff: Filmfinanzier sichert Beweise

Wulff will einen von einem Filmfinanzier gebuchten Urlaub bar bezahlt haben. Doch warum weist der Unternehmer später das Hotel an, über den Besuch zu schweigen?

Wulff und der Nord-Süd-Dialog: "Warum tut er McAllister das an?"

Niedersachsens Vizeregierungschef Jörg Bode (FDP) geht Bundespräsident Wulff heftig an. Der habe die niedersächsische Landesregierung falsch informiert.

Die Causa Wulff: "Es ist unser Amt"

Klinkerhauskredit, Bobbycar, Urlaubs-Upgrade. Bundespräsident ist derzeit ein Synonym für Affäre. Es ist viel vom beschädigten Amt die Rede. Aber was ist das: dieses Amt?

Chronologie der Vorwürfe gegen Wulff: Reisen, Privatkredite, Bonusmeilen

Im Wochentakt werden Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten erhoben. Da kann man schon mal die Orientierung verlieren. Wir geben einen Überblick der möglichen Verfehlungen Wulffs.