taz.de -- Neue Wirtschaftsweise Claudia Buch: Die Weisen halten die Quote
Die Nachfolgerin von Beatrice Weder di Mauro als Wirschaftsweise wird die Tübinger Wirtschaftsheoretikerin Claudia Buch. Ihr Forschungsschwerpunkt sind die Finanzmärkte.
BERLIN taz | Als der Posten im Rat der fünf Wirtschaftsweisen durch den Wechsel der Schweizer Ökonomin Beatrice Weder di Mauro zur UBS-Bank frei wurde, war erst mal nur eins sicher: Nachfolger musste eine Frau werden. Das Beratergremium der Bundesregierung sollte nicht wieder zu der reinen Männerrunde werden, die es vor di Mauro immer gewesen war.
Es hätte sich nicht gut gemacht, wenn eine Regierung, die sich für mehr Frauen in den Topetagen der privaten Konzerne einsetzt, in ihren eigenen Topgremien nur Männer sitzen hat. Claudia Buch hat nicht nur dasselbe Geschlecht wie di Mauro, sondern auch den gleichen Forschungsschwerpunkt: Finanzmärkte.
Die 45-Jährige war daher von Anfang an als Favoritin gehandelt worden - vor anderen ebenfalls hoch qualifizierten Ökonominnen wie der Frankfurter Professorin Nicola Fuchs-Schündeln, deren Schwerpunkt stärker auf Arbeitsmärkten liegt, und der Münchner Professorin Monika Schnitzer, die sich auf Wettbewerb und Unternehmensfinanzierung konzentriert.
Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie
Buch bearbeitet genau die richtigen Themen für die aktuelle Finanz- und Eurokrise. Sie ist seit 2004 Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftstheorie mit dem Schwerpunkt Geld und Währung an der Universität Tübingen. Unter anderem leitet sie ein Forschungsprojekt über die Folgen der Finanzkrise für Europa.
Im Bereich Finanzmärkte hatte sie nach ihrem Volks- und Betriebswirtschaftsstudium in Bonn und Wisconsin auch zuvor schon für das Kieler Institut für Weltwirtschaft gearbeitet.
Als Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsministeriums verfügt sie bereits über Erfahrungen in der Politikberatung. Dabei sieht sie den Kurs der Regierung in der Eurokrise nicht unkritisch: Banken müsste strenger reguliert werden, forderte sie, und überhaupt müssten die Gläubiger stärker in die Pflicht und nicht durch immer neue Finanzhilfen aus der Schusslinie genommen werden. Das Kabinett hat bereits seinen Segen gegeben.
Damit hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wieder eine Frauenquote von 20 Prozent - immerhin mehr als die 15 Prozent bei den Wirtschaftsprofessuren.
16 Feb 2012
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Künftig sind offenbar zwei der „Wirtschaftsweisen“ Frauen. Das wäre das erste Mal, 56 Jahre nach der Gründung des Rats. Ändern wird das wohl wenig.
Frauen bieten bessere Kommunikation und vielseitigere Sichtweisen. Und ja, es gibt tatsächlich auch Leserinnen, die als Zielgruppe ins Auge gefasst werden sollten.
Es gibt immer noch auffallend wenig Frauen in den Führungspositionen von Medienhäusern. Eine Initiative sagt nun: "Es ist Zeit, etwas zu ändern".
Wirtschaftsforschungsinstitute mahnen, dass die Euro-Krise lange noch nicht ausgestanden sei. Schäuble aber hält die Situation für "beherrschbar" und Rösler freut sich über die Prognose.
Die Sachverständigen plädieren für einen "Schuldentilgungsfonds" – ein Modell, das der Idee der Eurobonds ähnelt. Kanzlerin Merkel ist skeptisch.
Die Wirtschaftsweisen lehnen Eurobonds nicht mehr grundsätzlich ab. Damit erkennen sie endlich an, dass es eine gemeinschaftliche Haftung im Euroraum geben muss.
Die Beteiligung der Banken ist Augenwischerei, findet der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Wichtige Fortschritte habe der Gipfel trotzdem gebracht, etwa die Abschaffung der Strafzinsen.