taz.de -- Irans Atomprogramm: Diplomat warnt vor Uran-Aktivitäten

Dem Bericht eines Diplomaten zufolge hat der Iran tausende Zentrifugen in einer unterirdischen Urananreicherungsanlage gestartet. Damit könnte Uran schneller angereichert werden.
Bild: Das iranische Staatsfernsehen zeigt Zentrifugen, die in einer Anlage in Natanz stehen sollen.

LONDON afp/dapd | Ungeachtet der internationalen Kritik an seinem Atomprogramm plant der eine Iran einem Medienbericht zufolge eine deutliche Ausweitung seiner Urananreicherung. Wie der britische Rundfunksender BBC am Sonntag unter Berufung auf einen Diplomaten am Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien berichtete, sollen tausende neue Zentrifugen in der unterirdischen Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom in Betrieb genommen werden.

Damit könnte Uran wesentlich schneller und effizienter angereichert werden als mit den bisherigen Anlagen. Mit der Installation der Zentrifugen sei jedoch noch nicht begonnen worden, betonten die Gewährsleute.

Der Westen verdächtigt die Regierung in Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Der Iran weist dies zurück. Am Mittwoch hatte Teheran bekanntgegeben, bereits 3.000 neue Zentrifugen in Betrieb genommen zu haben.

Ob sich der von der BBC zitierte Diplomat bei seinen Angaben auf diese Zentrifugen bezogen hat, war zunächst unklar. Anfang kommender Woche reist erneut eine Delegation der IAEA in den Iran.

19 Feb 2012

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