taz.de -- Pechsteins Grundstück durchsucht: Wenn man schon so heißt

Bei Claudia Pechstein läuft einfach alles schief. An ihrem Geburtstag durchsuchte die Polizei ihr Grundstück nach Waffen, die den Hells Angels gehören sollen.
Bild: Claudia Pechstein hat gerade wirklich nicht viel Glück.

Ausgerechnet am Geburtstag. So ein Pech aber auch. Da kann echt niemand etwas dafür, wenn die Polizei ausgerechnet in dem Moment daherkommt, wenn man seinen 40. Geburtstag feiern will. Claudia Pechstein ist das passiert. Die hieß schon so, bevor am Mittwoch die Polizei bei ihr auf dem Grundstück nach Waffen gesucht hat. Die hieß auch schon so, als sie noch Glück hatte und als Eisschnellläuferin für Deutschland fünf olympische Goldmedaillen gewann.

Das ist eine gute Weile her. Da wusste sie auch noch nicht, dass sie krank ist. Sie hat es am Blut. Was, weiß man nicht. Zuerst hieß es, sie leide an einer Kugelzellanomalie. Das ist ganz selten. Pech hat, wer so etwas hat.

Dann hieß es, sie habe eine Xerozytose. Auch nicht viel häufiger. Jetzt vermutet man, sie leide an einer Mischform aus beidem. Das ist einmalig. Vom Morbus Pechstein wird schon gesprochen. Und deswegen, sagt sie, habe sie diese auffälligen Blutwerte, die sonst nur Sportler haben, die dopen. Gesperrt worden ist sie deswegen.

Doppeltes Pech, als solches würde Pechstein es aber gar nicht bezeichnen - eher als Ungerechtigkeit. Ungerecht findet sie auch, dass sie schon wieder in einen Dopingskandal verwickelt ist. Oder war es bloß Pech, dass sie auf einer öffentlich gemachten Liste von Athleten steht, die ihr Blut verbotenerweise mit UV-Licht bestrahlen ließen?

Auch mit ihrem Mann hat sie einfach Pech gehabt. Nicht nur, weil er Mitglieder des Bundestagssportausschusses angepöbelt hat, die seine Claudia nicht ganz so toll finden wollten wie er selbst. Von dem Herrn an Pechsteins Seite sagen böse Zungen, er habe mal als Klofrau in einem Hotel gearbeitet. Er selbst sagt, er habe Sicherheit hergestellt. Das macht er als Securityunternehmer heute immer noch.

Aber war wirklich zu ahnen, dass er die bösen Buben mit bösen Buben überwacht? Rocker sollen für ihn arbeiten - Hells Angels, Racheengel, die einen unliebsamen Kameraden meucheln wollten. Nach deren Waffen wurde jetzt auf einem der Grundstücke von Claudia Pechstein gesucht.

Egal, was sie als Schlittschuhfahrerin mit ihrem Blut alles so angestellt hat - für ihren Typen kann Pechstein wirklich nichts. Wirklich nicht?

23 Feb 2012

AUTOREN

Andreas Rüttenauer

TAGS

Claudia Pechstein

ARTIKEL ZUM THEMA

Pechstein klagt gegen Eislaufverbände: Angriff auf das System

Weltklasse-Athletin Pechstein streitet sich mit mächtigen Eisschnelllauf-Institutionen vor Gericht. Der Ausgang könnte weitreichende Folgen haben.

Manipulation von Sporterblut: Hinter dem schützenden Kokon

Vor dem Sportausschuss wird jetzt der Fall des mutmaßlichen Blutpanschers Andreas Franke verhandelt. Die Öffentlichkeit ist nicht zugelassen.

Eisschnelllauf-Weltcup: Die Dritte auf der Ehrenrunde

Beim Weltcup in Berlin erfreut sich Claudia Pechstein an ihren Leistungen und an ihrem neuen Ü-40-Rekord. Genervt ist sie von den vielen Dopingproben.

Sportheld der DDR und Dopinggegner: Einfach immer noch ein Ossi

Hans-Georg Aschenbach ist gegen Doping. Früher war der Skispringer selbst gedopt. Sein Gold habe er sich trotzdem verdient, sagt der Olympiasieger von 1976.

Daily Dope (540): Ganz dünnes Eis

Deutsche Eisschnellläufer kritisieren die Doping-Berichte der ARD. Das ist dreist, denn seit 2003 hat die WADA die UV-Bestrahlung von Blut als unerlaubte Manipulation gebrandmarkt.

Kommentar Pechstein: Unverschämte Eisschnellläuferin

Sie hält die Nationale Anti-Doping-Agentur für "zu blöd" - und nicht nur die. Der Ton Claudia Pechsteins ist unerträglich. Die deutsche Funktionärselite scheint nichts dagegen zu haben.

Klare Worte der Welt-Antidopingagentur: Illegale UV-Bestrahlung

Jürgen Michael Steinacker hält die UV-Behandlung von Blut seit 2005 für ein Dopingvergehen. Der Wada-Experte widerspricht damit Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

Pechstein greift Antidopinagentur an: "Mir schwillt echt der Kamm"

Claudia Pechstein hat in der Causa Franke den wahren Schuldigen schon gefunden: die Nada. Sie hält die Ermittlungen gegen den Erfurter Sportarzt für gegenstandslos.