taz.de -- Anschlagserie im Irak: Tote zum Jahrestag
Bei zahlreichen Attentaten am neunten Jahrestag des Einmarsches der US-Armee in den Irak sind mindestens 44 Menschen getötet worden.
BAGDAD afp | Bei einer neuen Anschlagsserie im Irak sind am Dienstag mindestens 44 Menschen getötet worden. Durch die koordinierten Anschläge in insgesamt 13 Städten wurden mehr als 180 weitere Menschen verletzt, wie die Behörden mitteilten. Die Angriffe ereigneten sich am neunten Jahrestag des Einmarsches der US-Armee in den Irak und kurz vor dem Gipfel der Arabischen Liga Ende des Monats in Bagdad.
Die blutigsten Anschläge ereigneten sich in der den Schiiten heiligen Stadt Kerbela südlich von Bagdad, wo mindestens 13 Menschen getötet wurden, sowie im nordirakischen Kirkuk, wo es ebenfalls 13 Todesopfer gab.
Unter den Opfern in Kerbela waren auch fünf iranische Pilger, wie das örtliche Gesundheitsamt mitteilte. Bei den Todesopfern in Kirkuk handelte es sich ausschließlich um Polizisten, wie ein Beamter sagte.
Vor dem Außenministerium in Bagdad explodierte eine Autobombe, durch die mindestens drei Menschen getötet wurden, wie aus Beamtenkreisen verlautete. Ein AFP-Reporter berichtete von Blutspuren und zerstörten Autos.
Im Stadtzentrum wurden vier weitere Menschen durch die Explosion einer Autobombe getötet und acht weitere verletzt, wie Mediziner und Sicherheitsbeamte erklärten. Im Westen der Hauptstadt wurden am Morgen drei Polizisten von bewaffneten Unbekannten getötet, wie es aus Sicherheitskreisen hieß.
Anschalg auf Armeepatrouille
Weitere Bombenanschläge gab es in der westlichen Stadt Ramadi, wo zwei Zivilisten getötet wurden. Der Anschlag richtete sich nach Polizeiangaben gegen eine Armeepatrouille.
In der nördlichen Provinz Salaheddin wurden laut Polizei bei einem Anschlag vier Menschen getötet, darunter ein Beamter. In Hilla starben nach Angaben von Ärzten und Sicherheitsbeamten zwei Menschen bei der Explosion einer Autobombe.
Der Irak erlebt nach dem Abzug der letzten US-Truppen aus dem Land im vergangenen Dezember eine schwere politische Krise, die von Differenzen zwischen Schiiten und Sunniten geprägt ist.
Jahrestag und Gipfeltreffen
Die Anschläge vom Dienstag ereigneten sich am neunten Jahrestags des Einmarsches der US-Armee in den Irak und etwas mehr als eine Woche vor dem am 29. März stattfinden Gipfel der Arabischen Liga in Bagdad.
Parlamentspräsident Ossama al-Nudschaifi verurteilte die Anschlagsserie und erklärte, es handele sich um einen Versuch, das Treffen Ende März zum Scheitern zu bringen und "Gewalt und Zerstörung im Irak aufrecht zu erhalten".
Die irakischen Behörden hatten gewarnt, das Terrornetzwerk Al-Kaida werde vor dem Treffen versuchen, Chaos zu verbreiten. Zugleich warnten sie vor Anschlägen durch Anhänger des früheren Präsidenten Saddam Hussein.
Der Gipfel am 29. März ist der erste seit 1990 im Irak und soll von einem Treffen der arabischen Wirtschaftsminister am 27. März und einem Außenministertreffen am Folgetag eingeleitet werden. Erwartet werden mehrere Staatschefs sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die irakischen Behörden kündigten einen Großeinsatz der Sicherheitskräfte an.
20 Mar 2012
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Opferzahlen im Zusammenhang mit der Anschlagserie im Irak steigen weiter. Bei den Detonationen starben mindestens 65 Menschen – Beobachter gehen von religiösen Tatmotiven aus.
Innerhalb von 75 Minuten detonierten in mehreren irakischen Städten 12 Bomben. Mindestens 30 Menschen wurden getötet. Das Militär vermutet al-Qaida dahinter, bekannt hat sich niemand.
Die UN kritisiert die von den US-Behörden verhängte Isolationshaft gegen Whistleblower Bradley Manning. Die Justiz wolle Manning damit zwingen, gegen Assange auszusagen.
Der Bürgerkrieg in Syrien spaltet die Iraker. Durch einen möglichen Sturz Assads erhoffen sich Sunniten eine Schwächung der Schiiten im Land.
Für die Hinterbliebenen der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 ist es ein Schock. Die Asche nicht identifizierter Leichenteile wurde auf den Müll geworfen.
Die weltweit größte US-Vertretung hat derzeit 16.000 Mitarbeiter. Berichten zufolge soll das Personal nun um bis zu 50 Prozent verringert werden. Gründe: Einsparungen und die Sicherheitslage.
Erneut sind bei einem Anschlag im Irak mehr als 30 Menschen getötet worden. Und wieder ereignete sich der Anschlag in einem hauptsächlich von Schiiten bewohnten Viertel.
Die Verschuldung lässt den Militärhaushalt der USA schrumpfen. Trotzdem hält Obama an der Idee fest, überall intervenieren können zu müssen, sagt William D. Hartung.