taz.de -- Independent-Spiele von Humble Bundle: Spiele-Schnäppchen im Paket
Im Netz werden Indie-Spielesammlungen zum Download angeboten – zu Preisen, die die Käufer selbst festlegen. Die Pakete sind beliebt.
LEIPZIG taz | Der Deal scheint unschlagbar: Wer das neueste Spielepaket der Firma Humble Bundle kaufen will, bekommt sechs Spiele von unabhängigen Entwicklern, darf sich einen eigenen Preis aussuchen und ein Teil des Geldes geht sogar an wohltätige Organisationen.
Und das Geschäft brummt: Das aktuelle Paket – bestehend zwei Rätselspielen, einem Jump-and-Run, und jeweils einem Geschicklichkeits-, Strategie- und Rollenspiel – wurde rund 100.000 Mal heruntergeladen – mehr als 600.000 US-Dollar zahlten die Käufer.
Seit 2010 veröffentlicht Humble Bundle Spielesammlungen, die von kleinen Studios oder wenigen Entwicklern programmiert wurden. Zwei Wochen lang stehen die Spiele zum Download – ohne Kopierschutz und zu einem Preis, den die Käufer selbst bestimmen können. Inzwischen läuft das elfte Paket und insgesamt hat Humble Bundle seit 2010 [1][mehr als 12 Millionen US-Dollar] umgesetzt.
„Wir reden viel mit verschiedenen Entwicklern und versuchen, Spiele auszusuchen, die jeder gespielt haben sollte.“, sagt Richard Esguerra von Humble Bundle. [2][Diesmal ist das] zum Beispiel „Cogs“, bei dem der der Spieler Zahnräder und Dampfrohre verschieben und so Steampunk-Apparaturen reparieren muss. Oder das Retro-Rollenspiel „Avadon: The Black Fortress“. Als Zugabe haben die Macher nachträglich das Spiel „Snuggle Truck“ hinzugefügt: Hier muss der Spieler einen Truck so beschleunigen, bremsen und balancieren, dass er möglichst wenig Plüschtiere verliert.
Zwar können Käufer auch einen niedrigstmöglichen Preis, einen Cent, einstellen, doch die Top 10 derjenigen Käufer mit den größten Beiträgen zeigt: Etliche haben deutlich mehr als 100 Euro für das Spielepaket gezahlt. „Unser Erfolg zeigt, dass der digitale Vertrieb viel Potential birgt, besonders für Entwickler von Indie-Spielen“, sagt Esguerra. „Das Innovative an den Bundles ist, dass der Käufer die Wahl hat und dass ein wechselseitiger Respekt besteht – zwischen den Entwicklern, den Kunden und den Non-Profit-Organisationen.“
Ein Zehntel des Originalpreises
Doch die meisten Käufer bleiben weit unter dem Originalpreis: Einzeln kosten die Spiele insgesamt 62 US-Dollar – als Humble-Bundle-Paket haben die Käufer durchschnittlich etwas mehr als 6 US-Dollar gezahlt. Ein Zehntel des Originalpreises. „Wir haben noch nicht untersucht, wie unsere Bundles sich zu regulären Spieleverkäufen verhalten, vor allem, weil das Pay-What-You-Want-Modell immer noch eine neue Entwicklung ist.“, erklärt Esguerra.
Auch ist unklar, wie viel Geld die Spieleentwickler bekommen haben – eine Auswertung der Zahlen steht noch aus. Würden Nutzer die Standardeinstellungen unverändert beibehalten, würde die Hälfte des Geldes an die Entwickler fließen. Ein knappes Drittel ginge an gemeinnützige Organisationen: die [3][//www.eff.org/:„Electronic Frontier Foundation“ (EFF)], die sich für Bürgerrechte im Netz einsetzt, und die [4][Organisation „Child’s Play“], die mit Videospielen versucht, Krankenhausaufenthalte von Kindern angenehmer zu gestalten. Der Restbetrag, etwa ein Sechstel, würde bei Humble Bundle verbleiben.
Beim aktuellen Paket wären das jeweils 54.000 US-Dollar für die sechs Spieleentwickler und jeweils 90.000 US-Dollar für die Seitenbetreiber und Non-Profit-Organisationen – ein Verlustgeschäft für die Spielemacher, das möglicherweise durch eine höhere Reichweite ausgeglichen wird.
2 Apr 2012
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