taz.de -- World Trade Center in New York: Dem Himmel entgegen
Das World Trade Center ist wieder das höchste Gebäude in New York. Mehr als zehneinhalb Jahre nach den Terroranschlägen überragt der unfertige Neubau den Rest der Stadt.
NEW YORK dapd/dpa | Fertig ist es noch lange nicht, aber bereits jetzt ist das One World Trade Center das höchste Gebäude New Yorks. Arbeiter sollten am Montag eine Stahlkonstruktion errichten, mit dem der im Bau befindliche Turm eine Höhe von 381 Metern erreicht und damit endgültig das Empire State Building überflügelt.
Das auch Freedom Tower genannte Hochhaus, das an der Stelle der bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zerstörten Zwillingstürme des World Trade Centers (WTC) entsteht, wächst anschließend noch mindestens ein Jahr weiter in die Höhe. Der Neubau an der Südspitze Manhattans soll 2013 fertiggestellt werden und dann 541 Meter hoch sein. Das entspricht 1776 Fuß, was symbolisch an das Jahr der Unabhängigkeit der USA erinnern soll.
„Die New Yorker Skyline wächst wieder in neue Höhen“, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg angesichts der neuen Bauetappe. „Der jüngste Fortschritt am World Trade Center verdeutlicht die Stärke und Entschlossenheit der New Yorker und unsere Überzeugung, dass diese Stadt immer nach oben strebt“, sagte Bloomberg.
Der Freedom Tower dürfte nach seiner Fertigstellung dann das dritthöchste Gebäude der Welt und das höchste in den USA sein. Ganz geklärt ist das allerdings nicht. Denn die Krönung der höchsten Gebäude der Welt läuft nicht immer ohne Streitigkeiten ab. Beim Freedom Tower ist der Stein des Anstoßes die 128 Meter hohe Nadel, die an der Spitze des Gebäudes stehen soll. Wird sie gezählt, übertrifft das Hochhaus den Willis Tower in Chicago. Wenn nicht, bleibt dieser das höchste Gebäude der USA. Das Empire State Building etwa wäre mit seiner Antenne 443 Meter hoch und damit deutlich höher, als der Freedom Tower derzeit ist.
Turmspitze oder Nadel
Doch die Nadel auf dem One WTC könnte ähnlich wie Turmspitzen bei anderen hohen Gebäuden doch noch mitgezählt werden, eine Praxis, die auch der Rat für Hohe Gebäude und das deutsche Unternehmen Emporis anwenden, das Gebäudedaten weltweit in einer Datenbank speichert. Fraglich ist jedoch, ob die Nadel nun eine Turmspitze oder eine Antenne ist.
„Ich bin mir nicht sicher“, sagt der Sprecher der Hafenbehörde von New York und New Jersey, der das Gebäude gehört. Die Nadel werde zwar als Rundfunkantenne fungieren, aber deutlich dicker sein als normale Antennen. Der Rat für Hohe Gebäude tendiert jedenfalls dazu, die Nadel mitzuzählen. „Wie wir es verstehen, ist die Nadel eine architektonische Turmspitze, die eine Antenne umschließt“, sagt der Sprecher der Vereinigung, Nathaniel Hollister.
Um Streitigkeiten zu vermeiden, seien aber mittlerweile drei Kategorien für die höchsten Gebäude eingeführt worden: höchste bewohnte Etage, architektonische Spitze und Höhe bis zur Spitze. Alleiniger und unangefochtener Rekordhalter für den Titel des höchsten Gebäudes der Welt ist jedenfalls der Burdsch Chalifa in Dubai, der 2010 eröffnet wurde und 828 Meter hoch ist - zumindest wenn man die Flugzeuglichter und andere technische Gerätschaften nicht mitzählt, die noch auf der Spitze angebracht sind. Das wären dann immerhin noch mal eineinhalb Meter mehr.
1 May 2012
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