taz.de -- Wahlen in Griechenland: Große griechische Koalition möglich

Die jetzigen Regierungsparteien könnten eine knappe Mehrheit im griechischen Parlament erringen. Grund ist eine Sonderregelung, die der stärksten Partei einen Sitzebonus zuspricht.
Bild: Klarer Wahlsieger mit einer möglichen Koalitionsoption: Der konservative Antonis Samaras.

ATHEN rtr/dapd | Bei der Wahl in Griechenland haben die beiden großen Regierungsparteien am Sonntag inoffiziellen Schätzungen zufolge eine knappe Parlamentsmehrheit erreicht. Die konservative Nea Demokratia kommt danach auf 59 der 300 Sitze, die sozialistische Pasok auf 42 Sitze. Als stärkste Partei würde Nea Demokratia 50 zusätzliche Sitze bekommen und somit insgesamt 109 Sitze haben.

Zuvor sah eine mögliche Regierungkoalition noch unwahrscheinlich aus. Eineinhalb Stunden nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Hochrechnungen zufolge war die Neue Demokratie voraussichtlich mit 19 bis 20,5 Prozent der Stimmen stärkste Partei. Für eine Regierung aus eigener Kraft reichte das nicht.

Die Pasok unter Führung von Ministerpräsident Lukas Papademos kam demnach auf 13 bis 14 Prozent – das schlechteste Ergebnis seit dem Jahr ihrer Gründung 1974. Die Koalition der Radikalen Linken erhielt 15,5 bis 17 Prozent. Offizielle Ergebnisse werden für den späten Sonntagabend erwartet.

Vom Verlust der Großen profitierten vor allem die zahlreichen angetretenen kleinen Parteien. 32 Parteien bewarben sich insgesamt, von denen zehn die Hürde von drei Prozent für den Einzug ins Parlament nehmen könnten. Die rechtsextreme Partei Goldene Morgendämmerung – die die konsequente Ausweisung von Immigranten und eine Verminung der Grenze zur Türkei fordert – erhielt den Prognosen zufolge sogar 6,5 bis 7,5 Prozent.

6 May 2012

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