taz.de -- Kommentar NRW-CDU: Interessantes Tandem

Laschet als Landeschef und Laumann als Vorsitzender der Landtagsfraktion wären eine spannende Kombination. Sie stehen für unterschiedliche Richtungen in der CDU.

Der Showdown bei den NRW-Christdemokraten fällt aus, die Kontrahenten Armin Laschet und Karl-Josef Laumann haben sich verständigt. Damit dürfte die Wahl Laschets zum neuen Landesvorsitzenden nur noch eine Formsache sein: Not schweißt zusammen.

Die CDU brauchte 39 Jahre, um die SPD von der Regierung zu verdrängen. Sieben Jahre reichten, um heute weiter denn je von der Macht entfernt zu sein. Eine schonungslose Fehleranalyse, die sich nicht allein auf das Versagen des bisherigen Landeschefs Norbert Röttgen beschränkt, wäre dringend erforderlich. Schließlich begann der Niedergang der NRW-CDU unter Jürgen Rüttgers, zu dessen Regierung auch Laschet und Laumann gehörten.

Trotzdem: Laschet als Landeschef, Laumann als Vorsitzender der Landtagsfraktion – das könnte ein interessantes Tandem sein. Beide stehen für unterschiedliche Richtungen in der CDU, passen jedoch gleichwohl nicht in das „klassische“ Flügelraster. Der Exlandesintegrationsminister Laschet steht gesellschaftspolitisch für eine modernere CDU. In der Wirtschaftspolitik hingegen steht der Rheinländer einem Friedrich Merz näher als einem Norbert Blüm. Beim Exlandesarbeitsminister Laumann verhält es sich genau andersherum. Gesellschaftspolitisch tickt der bodenständig-traditionalistischen Westfale konservativ, in der Sozialpolitik überholt er so manchen Sozialdemokraten links.

Ob sie ihre Unterschiede werden produktiv machen können? Dazu wäre mehr notwendig als ein mühseliger Formelkompromiss. Norbert Röttgen wolle die CDU „als Ort der politischen Diskussion wiederherstellen“. Dieses Versprechen jetzt einzulösen, dürfte die einzige Chance sein, die Laschet und Laumann noch haben.

24 May 2012

AUTOREN

Pascal Beucker

ARTIKEL ZUM THEMA

Armin Laschet: Der verkappte Grüne

Sein Kontrahent Karl-Josef Laumann überlässt ihm kampflos das Feld: Jetzt gilt die Wahl Armin Laschets zum Landesvorsitzenden der NRW-CDU nur noch als Formsache.

Kopfloser Aufruhr bei der CDU in NRW: Das Echo der Nächstenliebe

Angela Merkel erntet für die Absetzung ihres Umweltministers bei der NRW-CDU Unverständnis und Entsetzen. Einen putschenden Landesverband muss sie aber nicht fürchten.

Nach der Landtagswahl in NRW: CDU auf der Suche

Noch will niemand offiziell die Nachfolge von Norbert Röttgen als CDU-Chef in NRW antreten. Zwei Männer sind aber im Gespräch und am Dienstag soll entschieden werden.

CDU nach der NRW-Wahl: Die Ruhige im Erdbeben

Sein NRW-Debakel könnte Norbert Röttgens Karriere beenden. Doch die Kanzlerin hält an dem Gescheiterten fest, der sie mal beerben wollte. Denn noch nutzt er ihr.