taz.de -- Diskussion um Eurorettung: Anleihen kaufen, Gewinne überweisen

Um Spanien und Griechenland zu helfen, könnte der Rettungsschirm den Banken spanische Staatsanleihen abkaufen. Auch die Griechen könnten profitieren.
Bild: Teures Geld: Spanien kann sich die Zinsen am Kapitalmarkt kaum noch leisten.

MÜNCHEN dapd | Die Euro-Länder denken laut Süddeutscher Zeitung über weitere Hilfen für das krisengeschüttelte Spanien nach. Sie erwägen dem Bericht zufolge, dass der Euro-Rettungsschirm EFSF privaten Geldhäusern die spanischen Staatsanleihen abkauft, um die Nachfrage anzukurbeln und damit die Zinslast des Landes zu senken. „Falls Madrid einen Antrag stellt, sind wir bereit zu handeln“, sagte ein EU-Diplomat der Zeitung.

Im Statut des Fonds sei vereinbart, dass diese Art finanzieller Hilfen nur erlaubt ist, wenn es im betroffenen Land ein ungelöstes Bankenproblem gibt. „Wir hoffen, dass wir die Märkte nun beruhigen können“, sagte der EU-Diplomat. Zwar sei das Bankenproblem noch nicht gelöst, „aber wir sind dabei, dies zu tun“.

Die Risikoaufschläge spanischer Staatspapiere waren in den vergangenen Tagen trotz des Bankenrettungsprogramms derart in die Höhe geschossen, dass Madrid sie zumindest auf Dauer nicht bezahlen könnte. Finanzminister Luis de Guindos werbe deshalb in Gesprächen mit seinen europäischen Kollegen dafür, dass der EFSF die Sekundärmarktkäufe tätigt.

Auch im Kampf gegen eine Pleite Griechenlands erwägen die Euro-Staaten einem Zeitungsbericht zufolge neue Optionen. So wird überlegt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Buchgewinne bei griechischen Staatsanleihen beisteuert, wie die Welt unter Berufung auf Notenbankkreise berichtete.

Griechenland könnte Gewinne der EZB kassieren

Die EZB hatte die Papiere zu relativ niedrigen Kursen gekauft, deshalb entstehen ihr bei Ablösung der Anleihen Gewinne. Diese könnten nach Athen zurückfließen. Dem Bericht zufolge könnten diese Buchgewinne zehn bis 15 Milliarden Euro betragen.

Allerdings fallen die Buchgewinne erst im Laufe der kommenden Jahre an, wenn die Anleihen fällig werden. Gegen eine mögliche Vorab-Auszahlung gebe es in Notenbankkreisen erheblichen Widerstand.

26 Jul 2012

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommunikationsberater über Euroretter: „Diese Plapperei ist nicht zu ertragen“

Der PR-Experte Klaus-Peter Schmidt-Deguelle ärgert sich über die desaströse Krisen-PR der Euroretter. Es fehle eine Vision für Europa. Die Politik müsse ehrlicher werden.

Kampf um die Eurorettung: Die Welt drängt, Deutschland urlaubt

Eurogruppenchef Juncker fordert schnelles Handeln und kritisiert deutsche Koalitionspolitiker für ihr „Geschwätz“. Und selbst der US-Finanzminster bedrängt die Euroretter.

Euroretter fürchten Kettenreaktion: Die Währung heißt Angst

Hektische Aktionen zur Eurorettung: Athen bereitet ein weiteres milliardenschweres Sparpaket vor. Die EZB könnte bald wieder mit dem Kauf von Staatsanleihen beginnen.

EFSF-Rettungsschirm droht Abwertung: Bayern im Moody's-Visier

Die Ratingagentur Moody's senkt nun auch die Aussichten für die Kreditwürdigkeit des EFSF-Rettungsschirms und mehrerer Bundesländer. Finanz-Experten warnen vor „Katastrophe“.

Abstufung Deutschlands droht: Musterschüler mit ungewisser Zukunft

Die Finanzmärkte reagieren kaum auf die Verwarnung Deutschlands durch die Ratingagentur Moody's. Höhere Zinsen drohen nicht. Was soll das dann?

Schuldenkrise in Spanien: Mehr Geld ist nötig

Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen in Spanien haben besorgniserregende Höhen erreicht. Zugleich meldet mit Katalonien schon die dritte Region Finanzprobleme.