taz.de -- Besser Radeln I: Überall Radspuren
Zum Beispiel Kopenhagen: Hier sind Radler gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer
Einem Berliner Radfahrer gehen in der dänischen Hauptstadt regelrecht die Augen über: So was geht? Ja, es geht: Praktisch alle größeren Straßen in der Stadt sind mit Radspuren ausgestattet, die die Vorteile des klassischen Bürgersteig-Radwegs mit denen des Radstreifens verbinden: Sie sind breit und ausgezeichnet asphaltiert, und sie liegen, mit einem geringen Höhenunterschied abgetrennt, zwischen Autofahrbahn und Gehweg. Parkende Autos, die die Sicht versperren: Fehlanzeige.
Diese Kombination ermöglicht schnelles und gleichzeitig entspanntes, weil angstfreies Fahren. Hinzu kommen farblich gut markierte Kreuzungssituationen, fahrradfreundliche Ampelschaltungen und verkehrsberuhigte Nebenstraßen. Glaubt man, man habe alles gesehen, was Kopenhagen Radlern zu bieten hat, entdeckt man weitere Details wie öffentliche Druckluftstationen, an denen jeder Reifen aufgepumpt werden kann.
Das hat offenkundige Folgen. Die halbe Stadt ist auf dem Rad unterwegs, und zwar im Wortsinn: Über die Hälfte der Kopenhagener fährt nach aktuellen Erhebungen mit dem Rad zur Arbeit, zur Ausbildung oder zur Schule. Dazu kommt eine entspannte Fahrkultur, von der man in Berlin kaum noch zu träumen wagt. Wohl auch, weil Radfahrer strukturell nicht benachteiligt sind – es gibt etwa immer genug Platz zum Überholen –, sind aggressives Fahren und Konflikte mit Autofahrern die klare Ausnahme. Es gilt die Weisheit des Heraklit: Alles fließt.
Ständer Marke Felgenkiller
Gibt’s auch was zu mäkeln an diesem Vorbild? Ja: Ausgerechnet bei den Fahrradständern ist Dänemark Entwicklungsland. Zwar gibt es überall reichlich davon, meist jedoch von der Sorte „Felgenkiller“. Diese Vorderradklemmen werden fleißig genutzt – obwohl die meisten Kopenhagener sich auf ihr Felgenschloss verlassen.
26 Jul 2012
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