taz.de -- Olympia – Medaillenspiegel Tag 4: Deutschland blamiert sich
Loser-Deutsche schmieren trotz Schummelsilber und Pferdegold ab. Ganz vorn im effektiven Medaillenspiegel: Nordkorea, Indonesien und Moldawien.
Nein, wir erkennen die [1][Schummelmedaille] für die deutsche Degenfechterin [2][Britta Heidemann] nicht an. Und selbst wenn wir es täten – was wir, wie gesagt, nicht tun – kann die erschlichene Silbermedaille das deutsche [3][Olympia-Elend] ebenso wenig kaschieren wie die [4][Pferdemedaille]. Denn taz-Recherchen beweisen: Nach 39 von 304 Entscheidungen liegt Deutschland im effektiven Medaillenspiegel gaaaanz weit hinten, nur knapp vor Mauretanien, [5][Nauru] und der Türkei.
Der effektive Medaillenspiegel errechnet sich durch die Formel: die gewonnenen Medaillen geteilt durch die Anzahl der Athleten mal hundert. Wer eine Million Tippscheine abgibt, hat größere Chancen, sechs Richtige zu treffen als jemand, der nur einen einzigen Schein abgibt. Das versteht nicht nur jeder Hauptschüler, das kapieren sogar Absolventen so unnützer Fächer wie Politik, Literatur- und Kulturwissenschaft. (Wenn doch nicht: Bitte [6][hier] lang.)
Souveräner Erster im effektiven Medaillenspiegel ist Nordkorea mit einem sensationellen Wert von 7,26. Der geliebte Jungführer Kim Jong-un weiß eben, wie der Hase läuft. Drei Nordkoreaner haben bislang Gold gewonnen: Der [7][Gewichtheber Kim U][8][n-guk] mit Weltrekord im Federgewicht (nach taz-Informationen nicht verwandt oder verschwägert mit Kim Jong-un), der Gewichtheber im Bantamgewicht Om Yun-chol (nach taz-Informationen mit niemandem verwandt oder verschwägert) und die [9][Judoka Kum Ae-an.] Zudem gab es einmal Bronze für die Gewichtheberin Ryang Chun-Hwa im Fliegengewicht.
Den zweiten Platz teilen sich Indonesien und Moldawien. Beide haben 22 Sportlerinnen und Sportler nach London geschickt, beide haben bislang jeweils eine Bronzemedaille, das macht für beide einen Wert von 4,55. Indonesien stolz gemacht hat der Gewichtheber [10][Irawan Eku Yuli] im Bantamgewicht, Moldawien ist verzückt über die Leistung der Gewichtheberin [11][Cristina Iovus] im Federgewicht.
Auf Platz vier steht China: 17 Medaillen bei 385 Athletinnen und Athleten (das sind ungefähr so viele wie zur deutschen [12][Versagerbande] gehören), darunter neun goldene. Das macht einen Wert von 4,42. Die Chinesen gewinnen einfach alles, was es zu gewinnen gibt: Gewichtheben ([13][Wang Mingjuan] im Fliegen- und [14][Li Xueying] im Federgewicht und der Frauen), Synchronspringen ([15][Cao Yuan und Zhang Yanquan] vom Zehn-Meter-Turm bei den Männern und [16][Wu Minxia und He Zi] vom Drei-Meter-Brett bei den Frauen), [17][Turnen] (Mehrkampf der Männer), [18][was mit Knarren] (Wenjun Guo und Yi Siling bei Frauen an der Knarre), Schwimmen ([19][Sun Yang] im 400 Meter Freistil der Männer und die sagenhafte [20][Shiwen "Who-the-fuck-is-Ryan-Lochte" Ye] in den 400 Meter Lagen der Frauen).
Fünfter ist Japan mit 3,61. Unter den insgesamt elf japanischen Medaillen ist eine goldene, und zwar für den Judoka [21][Kaori Matsumoto].
Außerdem in der Top Ten: Die Mongolei (3,45), die USA (3,15), Rumänien und Georgien (beide 2,86) sowie Italien (2,77).
Hinten stehen Serbien (0,85), Belgien (0,84) und die Gastgeber aus Großbritannien (0,72). Erst dann kommen gleichauf Neusee- und Deutschland (0,51), Polen (0,45) und Kanada (0,36). Deutschland knapp vor Polen und [22][Nauru] – darüber spottet die ganze Welt. Peinlich!
31 Jul 2012
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Nach elf Wettkampftagen nur eine einzige Medaille für die Türkei. Noch schlechter stehen nur Österreich und Turkmenistan! Eine große Schande für ein großes Land.
In einem Foto-Finisch siegt der US-Amerikaner Nathan Adrian über 100 Meter Freistil. Am Ende entscheidet eine Hundertstel über Gold und Silber.
Die deutschen Frauen versagen käglich. Außer einer erschummelten Medaille gibt es nichts. Jetzt stellt sich die Frage: Haben wir zu wenig Quote – oder doch zu viel?
Mete Binay könnte die erste Medaille für die Türkei holen. Aber er vergeigt kurz vor Schluss, de-Aschloch-Trottel-böde-Hund-scheise-Nasi-Mädchen-Aschloch.
Die Erfolge der chinesischen AthletInnen in London stehen unter Verdacht. Haltlos ist diese Vermutung sicher nicht - aber auch nicht fair.
Judoka Ole Bischof verliert den Finalkampf gegen Jae-Bum Kim. In einer Neuauflage des Finals von 2008 schmeißt der Südkoreaner den Reutlinger nach Belieben auf die Matte.
Von Platz zwei und fünf gestartet, holen die deutschen Reiter Gold und Bronze. Die Erstplatzierte Algotsson Ostholt scheitert am letzten Hindernis.
Italien hat die Florettdiven, Frankreich seine SchwimmerInnen. Die deutschen SportlerInnen sind bislang ziemlich erfolglos. Ist das schlimm? Nein, aber!
Italien hat die Florettdiven, Frankreich seine SchwimmerInnen. Die deutschen SportlerInnen sind bislang ziemlich erfolglos. Ist das schlimm? Nein, gar nicht.
Athletinnen und Athleten aus 30 Ländern haben schon ihre Nationen zu Ruhm geführt. Die deutsche Versagerbande gehört nicht dazu. Warum?
Die Chinesen stehen noch besser da als zum selben Zeitpunkt in Peking, dann kommen die USA. Deutschland, Mauretanien und Nauru haben die gleiche Ausbeute.
Die Olympischen Spiele sind ein sozialdemokratisch-machistisch-neoliberales Spektakel mit Nazi-Ästhetik. Manche der Sportarten sind gar kein Sport.