taz.de -- Fußball-Sponsor Wiesenhof: Gackern gegen Werder Bremen
Es hagelt Proteste gegen den Geflügelfabrikanten „Wiesenhof“ als möglichen Sponsor von Werder Bremen. Dabei hatte der Verein schon früher fragwürdige Geldgeber.
BREMEN taz | Noch ist nicht sicher, ob das Logo des Geflügelfabrikanten „Wiesenhof“ künftig die Trikots des SV Werder Bremen zieren wird, aber: Es kommt dafür in Frage. Soviel steht seit Mittwoch fest, und das bringt die Werder-Fans auf die Palme: Rund 9.000 unterstützten bereits gestern nachmittag die Facebook-Seite „Werder-Fans gegen Wiesenhof“. Die Tierrechtsorganisation Peta und das „Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ haben sich zu Wort gemeldet, die „Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft“ und Vertreter der Bremischen Bürgerschaft auch.
„Wiesenhof“, so Peta-Sprecher Edmund Haferbeck, „ist Synonym für die gesamte Geflügel-Branche, und wenn sogar Dieter Bohlen seinen Werbevertrag mit denen beendet, dann sagt das doch alles.“ Bei mehreren Staatsanwaltschaften liefen Klagen gegen den Konzern wegen Tierschutz-Verstößen und des Verdachts auf Subventionsbetrug: „Die fahren eine große Imagekampagne gegen ihren ramponierten Ruf und wollen das nun auch über Werder tun“, sagt Haferbeck.
Jan Saffe von der Grünen-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft sagt: „Ich bin richtiger Werder-Fan. Aber jetzt bin ich entsetzt und geschockt.“ Es reiche schon, dass Werder den Vertrag auch nur in Erwägung ziehe.
Auch Karin Garling, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, findet klare Worte: „Werder würde sich mit einer Hühnerbrust keinen Gefallen tun.“ Und Klaus-Rainer Rupp von der Linken-Fraktion sagt über den Werder-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Willi Lemke: „Er ist UN-Sportbotschafter – will er jetzt auch noch Botschafter für Massentierhaltung werden?“
Der Konzern hinter Wiesenhof produziert mehr als 270 Millionen Hühner pro Jahr. Spätestens seit der ARD-Dokumentation „Das System Wiesenhof“ ist vielen Menschen der Appetit darauf vergangen. „Ich plane, diesen Film zu zeigen und sowohl Werder-Spieler als auch den Geschäftsführer und Trainer dazu einzuladen“, sagt Saffe. Ein solcher Sponsor könne der ganzen Stadt Schaden zufügen.
Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Heiko Strohmann lässt über seinen Sprecher ausrichten, er sei „überrascht über diese Einmischung“. Schließlich habe einzig der Verein über einen Sponsor zu entscheiden. Er erinnere außerdem daran, dass sich keine Fraktion über den ehemaligen Werder-Sponsor Kik aufgeregt hätte, obwohl der seine Kleidung unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren ließe. „Vielleicht“, sagt Rupp, „ist mit Wiesenhof ja eine Grenze erreicht.“
9 Aug 2012
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