taz.de -- Popularität der Energiewende sinkt: Was war nochmal Fukushima?
Die Maßnahmen der Energiewende stoßen auf eine immer geringere Akzeptanz. Die Bereitschaft, den Ausbau der Erneuerbaren zu finanzieren, sinkt. Das hat mehrere Gründe.
NÜRNBERG afp | Mit wachsendem Abstand zur Atomkatastrophe von Fukushima und zunehmenden Konjunktursorgen wollen sich weniger Deutsche freiwillig an den Kosten für die Energiewende beteiligen.
Wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage der [1][Gesellschaft für Konsumforschung] (GfK) ergab, befürwortet nur noch knapp die Hälfte der Deutschen den Ausbau erneuerbarer Energien auch bei höheren Kosten für sich selbst. Vor einem Jahr waren es noch 60 Prozent gewesen.
Neben den individuellen Einkommensverhältnissen wird die Bereitschaft insgesamt deutlich vom Alter mit beeinflusst, wie die Meinungsforscher in ihrer Erhebung zum Umweltbewusstsein der Deutschen herausfanden. Weniger als 40 Prozent der Rentner mit geringem Einkommen sind bereit, Ausbaukosten für erneuerbare Energien mit höheren Strompreisen zu bezahlen. Bei Jugendlichen und Studenten, die in der Regel ebenfalls nur wenig Geld haben, sind es viel mehr - und zwar 63 Prozent.
Auch generell sind Ältere weniger bereit, die Energiewende und die damit verbundenen Baumaßnahmen zu unterstützen. Während diese Gruppe den Bau von Stromleitungen oder Windkraftanlagen in ihrer Nachbarschaft kritisch sieht, wird er laut GfK von Jugendlichen und Studenten am stärksten befürwortet.
Insgesamt betrachtet nahm die Akzeptanz von Maßnahmen für die Energiewende in den vergangenen Monaten ab. Waren kurz nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima im Zuge der neu entfachten Debatte um Atomausstieg und Energiewende 76 Prozent der Deutschen bereit, in ihrer Umgebung neue Leitungen zu tolerieren, sind es der GfK-Umfrage zufolge rund ein Jahr später 69 Prozent.
10 Aug 2012
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