taz.de -- SPD-Chef Gabriel nach der Babypause: Kind statt Kanzler

Nachdem er im April Vater geworden ist, deutet Sigmar Gabriel den Verzicht auf die SPD-Kanzlerkandidatur an. Wer antreten soll, bleibt vorerst offen.
Bild: Setzt Schwerpunkte: Sigmar Gabriel.

BERLIN taz | Wenn im September SPD-Chef Sigmar Gabriel aus seiner Babypause zurückkehrt, will er kürzer treten. Dem Magazin Stern sagte Gabriel, er werde „nicht mehr 12 bis 16 Stunden am Tag verfügbar und unterwegs sein“. Er habe nie vorgehabt, „sozusagen nebenberuflich“ Vater zu werden.

„Wir wollten beide dieses Kind. Damit war auch klar, dass unser beider Leben sich ändern wird“. Der 52-Jährige ist im April Vater einer Tochter geworden. Maries Mutter, die Zahnärztin Anke Stadler, und Gabriel haben Mitte August geheiratet.

Gabriels Äußerungen sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass er wohl nicht mehr als SPD-Kanzlerkandidat zur Verfügung steht. Die Frage, ob er wollen würde, beantwortet er im Stern-Interview zwar nicht mit „Nein“. Aber jeder Vorsitzende müsse „die Souveränität haben, sich selbst zurückzunehmen, wenn er den Eindruck hat, ein anderer ist der geeignetere Kandidat“.

Welcher das wäre, diese Frage bleibt offen. In der SPD gelten – neben Parteichef Gabriel – bislang der Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sowie Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück als gesetzt. Letzterer lehnt eine Urwahl der SPD-Mitglieder über den Spitzenkandidaten strikt ab.

Gabriel sagt gegenüber dem Stern, wenn man sich für eine Kandidatur entscheide, „muss man es jedenfalls mit jeder Faser wollen“. Auch bei einer Kanzlerkandidatur und noch mehr im Kanzleramt gelte: „Nichts gelingt halb.“ Auf die Frage, ob er sich das als Vater einer kleinen Tochter denn antun wolle, erklärte der SPD-Politiker: „Diese Frage bleibt.“

29 Aug 2012

AUTOREN

Anja Maier

ARTIKEL ZUM THEMA

Parteienforscher über die SPD: „Immer weniger begabte Leute“

Die Sozialdemokraten schwächeln. Sie können nur Erfolg haben, wenn sie wieder glaubwürdig werden, sagt Parteienforscher Matthias Micus.

Vor der Urwahl zur Spitzenkandidatur: Was die grüne Seele will

Die „Seele“ der Grünen ist wichtig – gestreichelt und personifiziert wird sie von Claudia Roth. Oder ist das etwa gar nicht mehr so?

Kommentar Grüne Urwahl: Grüne lernen von den Piraten

Die Wähler wollen mitreden, Transparenz ist ein Zauberwort. Dass die Grüne Basis ihre Spitze jetzt selbst wählen kann, geht völlig in Ordnung.

Sigmar Gabriel auf Teilzeit: Die CDU freut sich schon

War Sigmar Gabriels Wunsch nach Teilzeit ein Rückzug von der Spitzenkandidatur? Die SPD glaubt nicht dran und die CDU will nun Taten sehen.

Kommentar Sigmar Gabriel: Ein bisschen Kanzler gibt es nicht

„Ich werde nicht mehr 12 bis 16 Stunden am Tag verfügbar sein“, erklärt Sigmar Gabriel. Damit geht er einer öffentlichen Demontage aus dem Weg.

Sigmar Gabriel hat geheiratet: Die Angetraute des Parteichefs

Die Zahnärztin Anke Stadler trägt jetzt Sigmar Gabriels Namen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde die Ehe geschlossen und ein Kind getauft.

Kommentar Kandidatenkür der SPD: Lob der Troika

Die SPD hat keinen idealen Kandidaten für das Kanzleramt. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass sie sich mit der Ernennung Zeit lässt.

SPD debattiert über Spitzenkandidaten: Das Trio und die K-Frage

Mit Frank-Walter Steimeier, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück stehen der SPD für die Wahl 2013 drei mögliche Kanzlerkandidaten zur Verfügung. Die Partei ist uneins.