taz.de -- Wulff-Bloggerin über Vorwürfe: „Das alles ist prima PR“

Die Bloggerin Hanna Thiele über die Gerüchte um Bettina Wulff, die Recherchen der „SZ“ und rechtliche Schritte. Sie spricht von der „dicksten Ente“ aller Zeiten.
Bild: „Da steht kein Wort von Bettina“, sagt Hanna Thiele über ihren Blog.

taz: Im Tagesspiegel war zu lesen, dass Sie Gerüchte über die Rotlicht-Vergangenheit von Bettina Wulff aus „CDU-Kreisen“ gehört und einen anderen Blogger weitergeleitet haben. Was genau haben Sie gehört?

Hanna Thiele: Das ist die dickste Ente aller Zeiten. Ich lese jetzt mit Erstaunen sehr viel, was ich vorher gar nicht wusste. Weder Frau Wulff noch Rotlicht sind je mein Thema gewesen. Mein Thema ist Energie, darüber habe ich mich mit Frau Wulff ausgetauscht. Als das Geraune um die Rotlicht-Vergangenheit immer lauter wurde, habe ich Frau Wulff angeschrieben und gefragt, ob es zutrifft. Es ging mir um ihre Erpressbarkeit.

Von wem kam denn überhaupt das Rotlicht-Gerücht?

Das wurde in Hannover erzählt, in Kreisen, die informiert sind.

Aha. Haben Sie das Gerücht nun gezielt verbreitet oder nicht?

Ich habe mich mit Herrn Bachmann (einem Blogger, der später über die Rotlicht-Vergangenheit von Frau Wulff geschrieben hat, Anmerkung der Redaktion) darüber unterhalten, weil mich das Thema beschäftigt hat. Hartmut Bachmann hat die Frage dann öffentlich gestellt.

„Dass Wulffs Rechtssinn auch durch Rotlicht getrübt werden konnte, bewies er, als er einen Staatsanwalt beförderte, der die Verfolgung illegaler Prostitution behinderte“, schreiben Sie in Ihrem Blog. In ihren Texten sind also doch Anspielungen auf die Rotlicht-Vergangenheit von Bettina Wulff enthalten.

Da steht kein Wort von Bettina.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen gegenüber Bettina Wulff?

Ich habe Ihr doch gar nichts angetan. Ich habe sie angeschrieben und ihr angeboten, alles öffentlich richtig zu stellen. Es kam keine Reaktion. Vielleicht hat Frau Wulff ein schlechtes Gewissen, wenn sie überhaupt ein Gewissen hat.

Nach Rechercheergebnissen von Hans Leyendecker haben Sie gesagt, dass Ihnen Bettina Wulff egal sei...

Ich habe nie mit Hans Leyendecker gesprochen.

Welche rechtlichen Schritte wurden gegen Sie eingeleitet?

Es wurden keine rechtlichen Schritte gegen mich eingeleitet. Es hat mich auch keiner um die Rücknahme meiner Artikel gebeten. Dass ich jetzt überall den Buhmann zugeschoben bekomme, verstehe ich nicht – aber das alles ist prima PR für meine Artikel.

Kennen Sie die Wulffs persönlich?

Ich kenne sie nicht persönlich, wir hatten nur schriftlichen Kontakt.

Sie sind selbst in der FDP. Wollen Sie der CDU schaden?

Die CDU macht sich selbst schlecht. Auch meine eigene Partei, die FDP habe ich schon oft kritisiert. Man muss auch mal durch den Schweinestall gehen um über Schweine zu schreiben.

16 Sep 2012

AUTOREN

Mateus

TAGS

Bettina Wulff

ARTIKEL ZUM THEMA

Frau Wulffs Suchmaschineneinträge: Google löscht Bettina teilweise

Bettina Wulff hat eine Löschung von Suchergebnissen erreicht. Betroffen sind allerdings nur acht von rund 3.000 Google-Treffern. Eine weitere Klage steht noch aus.

Neue Vorwürfe gegen Ex-Bundespräsidenten: Wulff noch stärker belastet

Christian Wulff soll bei Siemens um Geld für einen Film seines Freundes Groenewold geworben haben. Und das in seiner Amtszeit als niedersächsischer Ministerpräsident.

Prostitution als Beruf: Kommen Sie ins Bordell!

Die mediale Inszenierung von Bettina Wulff geht auf Kosten der Prostituierten. Eine Hure schlägt ihr einen Besuch am Arbeitsplatz vor – mit Praktikum.

Riva-Geschäftsführer über Bettina Wulff: „Nicht schnell zusammengeschustert“

Das Buch Bettina Wulffs im „Lifestyle“-Verlag Riva ist umstritten. Dort erschienen unter anderem schon Biographien von Oliver Kahn, Bushido und Rudi Assauer.

Googles Autovervollständigung: Wenn Algorithmen tratschen

Nach der Klage von Bettina Wulff steht die Frage im Raum: Muss Google für die Autocomplete-Funktion die redaktionelle Verantwortung übernehmen?

Kolumne Macht: Die Ehre der Bettina Wulff

Ob man sie mag oder nicht: Die frühere First Lady hat alles Recht, sich gegen Gerüchte zur Wehr zu setzten. Auch, wenn die PR ihrem Buch dient.

Ehekrise bei den Wulffs: Lass dir helfen und rede darüber

Nach der Pleite im Präsidialamt haben die Wulffs einen Paartherapeuten beschäftigt. Bettina macht das nun öffentlich: Gut so!

Netz-Kommentare zu Bettina Wulff: „Wer kauft den Mist?“

„Geltungssucht“ zählt noch zu den freundlicheren Vorwürfen im Internet. Wulffs Verlag ist überrascht, ein Wissenschaftler sieht Parallelen zum Fall Guttenberg.