taz.de -- Frauen in Aufsichtsräten: Bundesrat stimmt für Quote

Der Bundesrat stimmt einer festen Quote für Frauen in Aufsichtsräten von Unternehmen zu. Die Zustimmung des Bundestages gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Bild: Frauen in Führungspositionen: Die Mehrheit der Länder stimmte im Bundesrat für die Quote.

BERLIN rtr | Der Bundesrat hat sich für eine gesetzliche Frauenquote in Spitzenpositionen in der Wirtschaft ausgesprochen. Ein entsprechender Vorstoß aus dem SPD-regierten Hamburg fand am Freitag auch mit den Stimmen der CDU-geführten großen Koalitionen in Sachsen-Anhalt und im Saarland eine Mehrheit.

Er schreibt einen Frauenanteil in den Aufsichtsräten von börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen von 20 Prozent ab dem Jahr 2018 und 40 Prozent ab 2023 vor. Der Gesetzentwurf ist damit automatisch in den Bundestag eingebracht. Die Quote würde nur Gesetz, wenn auch der Bundestag grünes Licht gibt. Eine Zustimmung der schwarz-gelben Regierungsmehrheit gilt angesichts der strikten Ablehnung der FDP aber als unwahrscheinlich.

Deutschland brauche „endlich die Geschlechterquote für Aufsichtsräte“, begründete Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) den Vorstoß. „Ohne verbindliche Regelung geht es nicht.“ Freiwillige Lösungen hätten keine Fortschritte gebracht.

Derzeit liege der Anteil weiblicher Führungskräfte in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen in Deutschland nur bei etwas über zehn Prozent. Die Justizministerin von Sachsen-Anhalt, Angela Kolb (SPD), sagte, erstmals bekenne sich damit ein oberstes Verfassungsorgan zur Geschlechterquote. Sie wolle eine Gleichstellung „auch in den Chefetagen der Wirtschaft“.

21 Sep 2012

TAGS

Frauenquote

ARTIKEL ZUM THEMA

Führungskräfte-Verbandschef über Quote: „Die Flexiquote reicht nicht“

Mit den Plänen von Kristina Schröder könne man Männer-Netzwerke nicht durchbrechen, sagt Ludger Ramme. Und es gebe sehr praktische Gründe für eine Quote.

Frauenkongress in Polen: Tusks Geschlechter-Reißverschluss

Mann, Frau, Mann, Frau. Polens Premierminister hat auf dem Frauenkongress in Warschau eine 50-Prozent-Quote für kommende Wahllisten versprochen.

Quotendiskussion in der CDU: Geschlossenheit war gestern

Die CDU liegt sich über der Frauenquote in Aufsichtsräten offen in den Haaren. Die Frauen in der Unions-Fraktion fordern, die Abstimmung im Bundestag freizugeben.

Die Frauenquote in der Union: Progressiv oder doch nicht?

Die Parlamentarier im Bundestag sollen frei entscheiden können, fordern die Unionsfrauen. Sie appelieren an das „frauenpolitische Gewissen“ der Kollegen.

Entscheidungen im Bundesrat: Länder üben Harmonie

Große Koalition mit Abstrichen: Mit überraschender Mehrheit stimmt der Bundesrat für eine Frauenquote, erteilt dem Mindestlohn aber eine Absage.

Kommentar Bundesrat: Schwarz-Rot schon jetzt

Meldegesetz, Mindestlohn, Frauenquote: Weil Merkel und ihr Koalitionspartner nicht aus dem Quark kommen, nehmen nun die Länder die Sache in die Hand.

Zustimmung zu Frauenquote: Mehrheit im Bundesrat möglich

Die Frauenquote für Aufsichtsräte rückt näher: Sachsen-Anhalt und das Saarland wollen einen Vorstoß der SPD-geführten Länder unterstützen.

Frauenquote in Europa: 10 Anzugherren gegen Frau Reding

Eine Frauenquote für Europa, das ist der Wunsch von EU-Justizkommissarin Vivian Reding. Sie stößt auf heftige Gegenwehr.

Frauenförderung in Unternehmen: Viel geredet, wenig passiert

Trotz der öffentlichen Debatte um die Quote: Unternehmen sind heute weniger frauenfreundlich als vor zwei Jahren, zeigt eine Umfrage.