taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Stresstests allerorten: bei Banken und AKWs, Peer Steinbrücks Nebeneinkünften und Kurt Becks Interview.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: „Wetten, dass . . ?“ … JK Rowling … „50 Shades of Grey“ … Neuer Bond-Film.

Was wird besser in dieser?

PR-Bulimie wird als Krankheit anerkannt, und einige Medien dürfen zur Kur.

Die Woche der Stresstests ist zu Ende. Die deutschen Banken sind alle durchgekommen, bei den AKWs gibt es Mängel. Was ist die größere Gefahr?

Klar die AKWs. Ich bin lieber pleite als tot. Im Übrigen ist das eine heimtückische Unfrage, für die Sie Kurt Beck schon aus der Hose gebrüllt hätte: Erstens sind Großindustrieanlagen Lieblinge der Banken, weil sie ohne Kredite unmöglich sind. Sicherheitsmängel sind eine Embryonalform von Profiten. Zweitens dürfen wir weder die Bankenaufsicht noch die EU-Kommission demokratisch wählen. Im AKW-Stresstest wurden zum Beispiel Internetangriffe nicht berücksichtigt; auch „gesunde“ Banken wären pleite, wenn nur 9 Prozent der Anleger ihr Geld sehen wollten. Es handelt sich also drittens um eine Dinosaurierselbsthilfegruppe, die soeben Kometeneinschläge für sehr unwahrscheinlich erklärt hat. Es ist wie ein Auto, das ohne Bremse und Lenkung beim TÜV vom Hof kullert, wozu Prüfingenieur Oettinger raunt: „Die Technologie hat noch viel Sicherheitspotenzial.“

Kurt Beck hat seinen Rückzug angekündigt, brüllt aber weiter Passanten an. Was kann ihn stoppen?

Becks hübsches Solo belegt, dass sich bei manchem Politiker allerhand Wählerverdrossenheit aufgestaut hat. Seine Wortwahl – „Maul halten, wenn ich ein Interview mache“, und zur Kamera dann: „Könn’ wer noch ma!“ – belegt zudem: Er hält sich für den Regisseur des Films. Bürger pöbeln rein, und die Redaktion verweigert die Absprache. Wenn man das ausschließen möchte, sollte man so etwas wie „politische Talkshows“ erfinden.

Seit einer Woche ist Peer Steinbrück SPD-Kanzlerkandidat. Schon wird er wegen angeblicher Nebeneinkünfte kritisiert. Wen interessiert das noch?

Es ist die gefühlt milliardste Runde um den Generalbass „alles Schlampen außer Mutti“, respektive hier fehlt der Mut, einfach zu sagen: „Klar, ich habe die Kohle genommen, und ich bin jeden Cent wert.“

Fußballer Michael Ballack und Formel-1-Pilot Michael Schumacher beenden ihre Karrieren. Werden Sie sie vermissen?

Schumacher hat sehr engagiert versucht, seinen Beruf nicht zu überleben. Schön, dass das schiefgegangen ist. Ballack war zeit seiner Karriere mit dem altertümlichen „Leitwolf“-Stil überfordert; hoffentlich macht es ihn nicht dauerhaft bitter.

Das ZDF setzt den „Landarzt“ und „Forsthaus Falkenau“ ab. Interessiert sich das ZDF nicht mehr fürs Stammpublikum?

An ihren Anderswelten erkennt man eine Gesellschaft. Wenn etwas TV-Format wird, ist das ein Indiz dafür, dass es aus der Realität verschwunden ist: der Arzt, der sich seelsorgergleich kümmert; der Naturbursch, der die Ökoprobleme vor der Stadtmauer löst. Offenbar haben auch ältere Zuschauer heute andere Sehnsüchte, und die Nachfolgeformate werden sie bedienen oder scheitern.

Arzneimittelunternehmen wollen ihre Zahlungen an Ärzte transparenter machen. Müssen Ärzte ihren Urlaub bald selbst zahlen?

Der Pharmaverband will 2015 etwas vorlegen – also dürfen sie drei Jahre länger mit Geld werfen als die US-Kollegen, denen die Obama-Regierung Transparenz qua Gesetz aufgebrummt hat. Immerhin! Die Pharmahersteller wollen erst mal mit milder Homöopathie ran, bevor der Gesetzgeber bittere Pillen verschreibt. Sie lernen.

Der Republikaner Mitt Romney will als US-Präsident die Förderung des öffentlichen Rundfunks streichen. Stirbt dann die „Sesamstraße“?

PBS, das weitgehend spendenfinanzierte öffentlich-rechtliche Nischenfernsehen der USA, ist das, was von ARD und ZDF übrig bleiben wird, wenn sie dauerhaft von der Medienentwicklung ausgeschlossen bleiben. Was im Internet der Fall ist. Guter Hinweis von Romney, dass wir da etwas zu beschützen haben.

Die Nachrichtenagentur dapd ist pleite. Gehören die Finanzinvestoren Löw und Vorderwülbecke nicht zu den Guten?

Verlage, die selbst Mitglied der dpa sind, bestreiken diese zugleich in ihren Redaktionen und schießen sich ihre schütteren Meldungen lieber bei Google. In diesem Moment noch eine Konkurrenz zu dpa zu gründen war schon mutig.

Und was machen die Borussen?

Unser Perspektivagent Sammer, der einfach mal lospöbelt, wenn die Bayern zu erfolgreich spielen, macht auch einen guten Job. Es läuft.

FRAGEN: JUM

8 Oct 2012

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Friedrich Küppersbusch

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Hitler

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