taz.de -- Kommentar Altmaiers Energiepläne: Entscheidung vertagt

Altmaier fordert ein „konsensuelles“ Verhalten bei der Energiewende. Das ist nichts anderes als ein Ausdruck purer politischer Not.

Alle Beteiligten sollen sich jetzt „konsensuell“ verhalten. Das fordert Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), um die Förderung erneuerbaren Stromes und damit die ganze Energiewende neu zu gestalten. Klingt nach großem, gesellschaftlichem Konsens, wie es bundesdeutsche Tradition ist.

Tatsächlich aber ist es Ausdruck purer politischer Not: ein Eingeständnis, dass es bis zur Bundestagswahl im nächsten Jahr eine Blockade in Sachen Energiewende geben wird.

Könnte sich die Bundesregierung auf einen Vorschlag einigen, wie herrlich könnte sie die Opposition bis zur Wahl vor sich hertreiben. Sie kann es aber offensichtlich nicht. Zu groß sind die Differenzen zwischen den unionsgeführten Ländern und der Bundesregierung – bereits im Frühjahr gab es deshalb eine monatelange Verzögerung bei der Absenkung der Solarförderung.

Die Union hat eine interne Einigung längst auf die Zeit nach der Wahl verschoben. Warum sollte sie zusätzlich auch noch auf die Vorstellungen der FDP eingehen, wenn Schwarz-Gelb möglicherweise nicht mehr zusammen regiert?

Ein Gutes allerdings steckt in der Situation. Es wäre völlig falsch, die Förderung erneuerbarer Energien jetzt im Schnelldurchlauf neu zu ordnen. Mit der jetzigen Preissteigerung ist höchstwahrscheinlich vorerst das Maximum der EEG-Umlage erreicht. Was als Nächstes kommt, muss wohl durchdacht sein.

Altmaier hat bereits die größten Konfliktpunkte angesprochen: Wann und wie soll eigentlich die Förderung von Windkraft und Biomasse auslaufen? Und wie kann der Ausbau der erneuerbaren Energien besser koordiniert und mit dem Netzausbau synchronisiert werden?

Die Politik müsste dringend nach Antworten suchen. Das Thema auf Herbst 2013 zu vertagen, bedeutet ein verlorenes Jahr für die Energiewende.

11 Oct 2012

AUTOREN

Ingo Arzt

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Ökostrom: Die große Koalition der Schluderer

Bis auf die FDP hat keine Partei bei einer längeren Ökostromdebatte etwas zu gewinnen. Für die Anderen kommt das Thema im Wahlkampf nicht infrage.

Kosten der erneuerbaren Energien: Die 5-Cent-Hürde

Die EEG-Umlage gilt den Gegnern der Energiewende als Totschlagargument dafür, dass Ökostrom zu teuer sei. Dabei taugt sie kaum als Preisschild.

Forscher über Ausbau der Solarleistung: „Wir brauchen mehr Sonnenstrom“

Der Fotovoltaikexperte Volker Quaschning über staatliche Zuschüsse, Preisvergleiche und das gewachsene Know-How im Handwerk.

Streit um Windenergie: Die größte Chance des Nordens

Vier Nordländer eröffnen eine Repräsentanz in Berlin, um die Energiepolitik stärker zu beeinflussen.

Energiewende-Kosten-Index: Nur nicht durchdrehen!

Die politische Diskussion um die Kosten der Energiewende beruht auf falschen Annahmen, sagt das Öko-Institut. Sie seien günstiger als angenommen.

Erneuerbare-Energien-Gesetz: Einigkeit und Strom und Öko

Umweltminister Altmaier legt einen Vorschlag für den Umbau des EEG vor. Es soll ein umfassendes Energiewende-Gesetz werden.

Reaktionen auf Ökostrom-Umlage: Alle gegen Altmaier

Wegen der Energiewende wird Umweltminister Peter Altmaier kritisiert – vor allem von FDP und Grünen. Sie fordern günstigeren Strom.

Investitionen in Erneuerbare Energien: Trend zur kleinen Anlage

Die Investitionen in Erneuerbare sinken. 2012 werden sie wohl erstmals seit acht Jahren rückläufig sein. Vor allem der Geldfluss in Großprojekte stockt.

Kommentar Ökostrom-Umlage: Geheuchelte Sorge um die Armen

Die Kampagne gegen Ökostrom hat die Armen für sich entdeckt – als demagogisches Beiwerk. Mittel zur Teilhabe wären besser.