taz.de -- Kommentar Ehud Barak: Gehen statt gegangen werden

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak zieht sich aus der Politik zurück. Er kommt damit seiner Abwahl zuvor.
Bild: Ehud Barak ist seit 2007 Verteidigungsminister in Israel.

Politische Beobachter bezeichnen den angekündigten [1][Rückzug des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak] aus der Politik als „dramatische“ Entwicklung. Dabei steht doch auch fest, dass Baraks „Unabhängigkeitspartei“ bei den geplanten Wahlen kein einziges Mandat erringen würde. Statt sich abwählen zu lassen, muss es Barak attraktiver erschienen sein, selbst den Hut zu nehmen – zu einer Zeit, in der zumindest er selbst von sich behauptet, die Auseinandersetzung der letzten Tage im Gazastreifen zum Vorteil Israels entschieden zu haben.

Er schleicht sich nicht davon, im Gegenteil: Es geht ein Held. Dieses Bild passt zur Vita des Mannes, der sich jetzt der Familie widmen will und dem Schreiben von Büchern. Mehr als 35 Jahre im Militär und bekannt als Draufgänger in Einsätzen von Beirut bis Entebbe. Der Weg in die Politik war vorgezeichnet. Wie bei so vielen anderen Exmilitärs in Israel.

Friedensdiplomatie kann aber nun einmal nicht nach den Regeln einer Antiterror-Kommandoaktion betrieben werde. Dass das nicht funktioniert, erfuhren die Israelis nach der Wahl von Ehud Barak zum Ministerpräsidenten im Jahr 1999. Zwar zog Barak die Truppen aus dem Süden des Libanon ab, aber gegenüber den Palästinensern gab es keine Fortschritte.

Wenig später ging seine Regierung im Tumult einer neuen Intifada unter, und der Maximalist Ariel Scharon wurde zum Staatschef gewählt. Unter dessen Nachfolgern, Olmert und Netanjahu, war Baraks Arbeiterpartei Teil der Koalition, doch bald kam es auch da zum Bruch: Die Partei ging, und Barak blieb.

Die nächste Volte zeichnete sich schon ab: das ungewollte politische Ende. Sich um die Familie kümmern und Bücher schreiben, das wird kaum die Ruhe kompensieren können, die bald um Ehud Barak einkehren wird.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Kommentars war ein Verweis auf Camp David enthalten. Dieser wurde aufgrund eines Fehlers entfernt. Wir bitten dies zu entschuldigen.

26 Nov 2012

LINKS

[1] /Israelischer-Verteidigungsminister/!106211/

AUTOREN

Peter Philipp

TAGS

Israel
Ehud Barak
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
Ägypten
Gaza

ARTIKEL ZUM THEMA

Israelischer Verteidigungsminister: Barak zieht sich zurück

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak will sich aus der Politik zurückziehen. An der Wahl zur Knesset Ende Januar werde er nicht mehr teilnehmen.

Analyse zur Lage in Ägypten: Mursi kann nicht gewinnen

Der ägyptische Präsident hat keine Basis, um jetzt einen Machtkampf mit allen anderen politischen Strömungen durchzuhalten. Ägypten wird keinen neuen Pharao mehr zulassen.

Moshe Zuckermann zum Gaza-Konflikt: „Die Deutschen begreifen Israel nicht“

Dass mit Hamas indirekt verhandelt wurde, ist gut. Frieden wird es aber nicht geben, denn Israel will ihn nicht, sagt der Historiker Moshe Zuckermann.