taz.de -- Höchste Zeit für Gnade: Viel zu spätes Geschenk

Im Fall Gazale Salame gehören acht Jahre Trennung endlich beendet - auch auf die Gefahr hin, dass die CDU meint, sich damit schmücken zu können.
Bild: Der Weihnachtsmarkt ist für die Verkäufer nicht kuschelig-süß sondern arschkalt und kalorienreich.

Gute Taten haben in der Adventszeit Konjunktur, das wissen auch Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister und seine CDU. Und vor einer Wahl machen sich Wohltaten immer gut. So ist zu erklären, dass wahrscheinlich in der letzten Landtagssitzung vor Weihnachten die Zusammenführung der Familie Salame/Siala beschlossen werden wird.

2005 wurde die schwangere Gazale Salame mit ihrer damals einjährigen Tochter in die Türkei abgeschoben. Ihr Mann blieb mit den beiden älteren Kindern hier. Und seit acht Jahren hält der Protest gegen diese Abschiebung an. Bisher prallten alle Appelle an die Landesregierung ab, diese falsche und inhumane Entscheidung zu revidieren.

Bleibt zu hoffen, dass die CDU ernst macht – auch wenn sie hier ein eigennütziges Geschenk verteilt, um sich Stimmen im Wahlkampf zu sichern. Und zwar mit einer längst überfälligen Entscheidung, die die Opposition schon lange einfordert.

Acht Jahre Trennung gehören beendet und zwar nicht nur unter Vorbehalt. Gazale Salame sollte mit ihren Kindern zurückkommen dürfen und eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Eine bloße Duldung wäre absolut inakzeptabel. Denn die acht Jahre währende Trennung wird ohnehin schon tiefe Spuren hinterlassen haben. Das Mindeste, was nun getan werden muss, ist der Familie die Sicherheit zu geben, dass sie nicht wieder willkürlich getrennt werden kann.

29 Nov 2012

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Ilka Kreutzträger

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Weihnachtsmärkte
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