taz.de -- Berlins Pannenflughafen: Platzeck ist Chef des Aufsichtsrats

Der brandenburgische Ministerpräsident ersetzt wie geplant Klaus Wowereit als Chef des Aufsichtsrats. Das hat das Kontrollgremium einstimmig beschlossen.
Bild: Sieht schick aus, ist aber eine Baustelle unbekannten Ausmaßes, um die sich jetzt andere kümmern sollen: Berlins geplanter Großflughafen

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist neuer Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg. Das beschloss das Kontrollgremium am Mittwoch einstimmig, wie ein Flughafensprecher mitteilte. Er folgt damit Klaus Wowereit (SPD) nach. Berlins Regierender Bürgermeister hatte seinen Posten als Aufsichtschef nach der erneuten Verschiebung der Flughafeneröffnung zur Verfügung gestellt.

Der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft war kurz zuvor zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Es wird noch eine weitere wichtige Personalentscheidung erwartet. Der Flughafenchef Rainer Schwarz soll abgelöst werden. Die Geschäftsführung soll zudem um einen Finanzfachmann erweitert werden. Für beide Posten wurden bislang offiziell keine Kandidaten genannt. Die Sitzung begann gut zwei Stunden später als geplant, weil es zuvor noch mehrere Vorbesprechungen gab, die länger dauerten.

Die Kosten für das angeschlagene Prestigeprojekt in Schönefeld bei Berlin haben sich seit Baubeginn 2006 von 2,0 Milliarden Euro auf 4,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Weitere Mehrkosten sind zu erwarten, weil die Eröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Der Aufsichtsrat, in dem die Eigentümer Berlin und Brandenburg sowie der Bund vertreten sind, sowie Flughafenchef Schwarz gerieten dadurch noch stärker in die Kritik.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wollte sich am Dienstag nicht zu dem Gerücht äußern, Schwarz werde am Mittwoch nicht abgelöst, sondern kommissarisch im Amt bleiben. „Es wurde in der letzten Zeit viel Kaffeesatzleserei betrieben, und ich beteilige mich nicht daran“, sagte Ramsauer.

Rückhalt für Wowereit

Wowereit mahnte einen Neuanfang nach den jüngsten Problemen an. „Es scheint noch notwendiger zu werden, die Arbeit der Geschäftsführung zu flankieren“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Der Aufsichtsrat wird sich sicherlich die einzelnen Abläufe noch detaillierter vorlegen lassen, um mehr Sicherheit zu bekommen, dass das Richtige getan wird.“

Wowereit erfährt einer Umfrage zufolge trotz der Flughafenmisere Rückhalt bei den Bürgern. Nach einer Befragung des Instituts Forsa im Auftrag der Zeitschrift Stern wünschen sich 58 Prozent der Deutschen, dass Wowereit weiter im Amt bleibt. Dass er wegen der Pannenserie am Flughafen als Regierungschef zurücktreten soll, meinen 32 Prozent der Deutschen. Das Institut Forsa hatte am 10. und 11. Januar 1001 Bundesbürger befragt. (dpa/taz)

16 Jan 2013

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